Kommentar · Lieferkettengesetz
Klare Haftung
Die Verantwortung von Unternehmen endet nicht an Landesgrenzen“, sagt Johanna Kusch von der Initiative Lieferkettengesetz. Das ist wahr – und doch nicht das einzige Argument für ein deutsches Lieferkettengesetz. Denn auch ökonomisch steht viel auf dem Spiel.
Ulm. Um das Lieferkettengesetz wird in Berlin seit Monaten gerungen. Wirtschaftsverbände und -minister Peter Altmaier befürchten Belastungen – und das mitten im Lockdown.
Nun haben sich 70 Wirtschaftswissenschaftler für ein Lieferkettengesetz samt klarer Haftungsregeln ausgesprochen. Aus ökonomischen Gründen. Denn Covid-19 hat eben auch die Anfälligkeit der weit verzweigten globalen Lieferketten deutlich gemacht und einen kleinen Vorgeschmack auf die Folgen künftiger Klima- und Flüchtlingskrisen gegeben. Menschen in Bangladesch müssen schon heute fortziehen, weil der Meeresspiegel steigt.
Achtung von Umwelt, Menschen- und Arbeitsrechten macht sich für Firmen nicht nur langfristig bezahlt – etwa durch verlässliche, faire Beziehungen zu Lieferanten –, sondern auch unmittelbar: Kunden in Läden und Internet und Großinvestoren wie der norwegische Staatsfonds legen zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit. Die 1138 Toten des Rana-Plaza-Fabrikeinsturzes 2013 waren eine humanitäre Katastrophe – die auch große Unternehmen aufscheuchte.