Rottenburg

Keine Wahrheit

Der Wirtschaftsweise Lars Feld warnte in einem Vortrag in der Reihe „Kapitalmärkte“ der Volksbank Herrenberg-Nagold-Rottenburg vergangene Woche in der Rottenburger Festhalle die Bundesregierung davor, mit Umverteilung gegen Armut vorzugehen – diese sei ohnehin seit 2005 im Schwinden begriffen („An die Agenda 2010 anknüpfen“, 11. November, Rottenburger Seite).

16.11.2017

Von Wolfgang Schäfer, Rottenburg

Es ist schon perfide, dass eine Genossenschaft, die gerade gegen die Marktradikalen stehen sollte, so einen Wissenschaftler einlädt. Prof. Feld ist Verfechter einer neoliberalen Politik, sonst wäre er sicher nicht von Rainer Brüderle (FDP) für den Sachverständigenrat vorgeschlagen worden. Prof. Feld ist Mitglied in vielen neoliberalen Thinktanks. Einer der ältesten und einflussreichsten ist der Mont Pélerin. Spätestens seit der letzten ZDF-Sendung „Die Anstalt“ weiß jeder, wie diese Vereinigung weltweit Einfluss ausübt. Aber er ist auch noch für viele andere neoliberale Stiftungen und Institute tätig. Dass diese vorwiegend von Konzernen gegründet und finanziert werden, wissen wir auch. Dass er mit seinen Ansichten gegen viele Studien seiner Kollegen steht, wurde in diesem PR-Artikel der Volksbank nicht recherchiert.

Die Studienautoren Christian Dustmann, Uta Schönberg (beide University College London), Alexandra Spitz-Oener (Humboldt Universität) und Bernd Fitzenberger (Universität Freiburg) sind nämlich ganz anderer Meinung, wie sie in einer neuen Untersuchung, die in der kommenden Woche im renommierten „Journal of Economic Perspectives“ erscheint, darlegen.

Ein Professor macht noch keine Wahrheit, wie wir ja aus vielen Beispielen in der Gesundheitsbranche wissen. Vor allem nicht, wenn er für viele von der Industrie finanzierten Institutionen arbeitet. Genossen sollten sich des Genossenschaftsgedanken erinnern und keine solchen umstrittenen Redner einladen. Auch Vorstände!

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Erstellt:
16.11.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 39sec
zuletzt aktualisiert: 16.11.2017, 01:00 Uhr

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