Tübingen

Keine Sklaven

„Von welchem Arzt möchten Sie behandelt werden?“ fragte Angelika Bachmann in einem „Übrigens“ vom 17. Oktober.

26.10.2017

Von Hildegard und Wolfgang Jacobi, Tübingen

Ein Hausarzt muss nicht unbedingt im eigenen Hause wohnen. Praktisch ist es aber. Wir hatten das viele Jahre lang im Schafbrühl, der Tübinger Bio-Siedlung auf Waldhäuser Ost. Zwei Häuser weiter war die Praxis. Keine hat so gut funktioniert wie diese. Wartezeiten? Eine Viertelstunde, höchstens. Vorausgesetzt, man kam pünktlich. Und freundliche Arzthelferinnen, die das offensichtlich gute Arbeitsklima an die Patientinnen und Patienten weitergegeben haben.

Dieser Hausarzt praktizierte gekonnt zwischen Schulmedizin und Homöopathie, als hochkompetenter Beistand in allen Höhen und Tiefen des Lebens. Er trug dazu bei, dass unsere drei Kinder mit Hausgeburten den schönsten Start ins Leben hatten, der vorstellbar ist. Er war da, wenn man ihn gebraucht hat. Wie ein guter Freund hat er einem auch unangenehme Wahrheiten nicht erspart. So manchem Wehwehchen hat er mit Humor den richtigen Stellenwert gegeben. Statt eines Rezepts gab es dann praktische Lebenstipps, die mehr geholfen haben als jede Arznei. Doch wenn nötig hat er beherzt zugepackt. Dieser große Arzt, der freilich ganz anders hieß, fehlt uns sehr.

Inzwischen wohnt ein junges Ärzte-Paar in unserem Haus. Die kommen manchmal nach einem 24-Stunden-Dienst im Krankenhaus auf allen vieren nach Hause. Unfassbare Zustände in einem der reichsten Länder der Erde. Die im Gesundheitswesen Tätigen dürften keine Sklaven sein, und Gesundheit keine Handelsware.