Tübingen

Keine Grenzen?

Birgit Korell-Sampaio aus Ofterdingen hat am 25. März eine Lanze für den Rottenburger Kopp-Verlag gebrochen – er wage, was sein publizistisches Angebot angeht, den „Spagat zwischen Himmel und Hölle“.

29.03.2017

Von Werner Kremers, Tübingen

Liebe Frau Korell-Sampaio,

auf den ersten Blick werden Ihnen viele Leser zustimmen: Ist es nicht gut, sich selbst eine Meinung bilden zu können und dazu Bücher ganz unterschiedlicher Richtungen zur Verfügung zu haben? Aber dann taucht eine Frage auf: Gibt es für Verlage hier gar keine Grenzen? Sollten Hetzschriften und Pamphlete ebenso zu einem Verlagsprogramm gehören wie gute Bücher?

Ein Beispiel aus dem Kopp-Verlag sind Bücher zum Thema „Die Weisen von Zion“. Neben korrekt recherchierenden Büchern bietet der Verlag mindestens zwei Bücher, die krasse Fehlinformationen enthalten. Eines dieser Bücher wird vom Verlag auf Google beworben. Da heißt es, es enthalte „eine der Urformen der »Protokolle«, nämlich den Verhandlungsbericht der »Weisen von Zion« auf dem I. Zionisten-Kongress, der 1897 in Basel abgehalten wurde.“ Längst sind diese „Protokolle“, die eine extrem judenfeindliche Hetzschrift darstellen, als üble Plagiate entlarvt. Wer sich dafür näher interessiert, suche unter „Berner Prozess 1933“ im Internet nach, wo die Fälschung sehr detailliert nachgewiesen wurde. Sollte ein Verlag ein Buch vertreiben, das eine Fälschung als Tatsache darstellt? Die Unterstützer dieser Hetzschrift wurden in Basel rechtskräftig verurteilt – und dennoch heißt es im Klappentext eines der Bücher: Es sind „ausnahmslos alle Versuche kläglich gescheitert, die Protokolle glaubhaft als eine Fälschung … zu erweisen“. Der Verlag wirbt mit dem Logo: „Bücher, die Ihnen die Augen öffnen!“ Nur, wofür?