Ammerbuch Reusten

Keine Fürsprache

Andrea Bachmann berichtete über die evangelische Kirchengemeinde zu Zeiten des Nationalsozialismus („Tübingens Kirche unterm Hakenkreuz“, 3. Juni). Religionskritiker Roland Fakler beschreibt seine Sicht.

06.06.2020

Von Roland Fakler, Ammerbuch Reusten

Wer mithilft, eine Diktatur zu installieren, muss damit rechnen, eines Tages selbst unter ihre Räder zu kommen!

Die beiden Großkirchen standen einer hierarchischen Herrschaft immer näher als der freiheitlichen Demokratie. Das Christentum ist in einer monarchischen Umgebung entstanden. In der Bibel findet man keine Fürsprache für die Errungenschaften, die wir heute in diesem Staat schätzen, nämlich für Demokratie und Menschenrechte. Diese mussten gegen den heftigen Widerstand der Kirchen und ihre „heiligen Bücher“ in der Zeit der Aufklärung erkämpft werden.

Es ist nur logisch, dass die Kirchen in Hitler eine „Vorsehung Gottes“ sahen, nachdem ihre Schäfchen in den lockeren 1920er- Jahren ihrer Herrschaft zu entgleiten drohten, um das Diesseits zu feiern.

Nach Luther hat „jeder Christ, gemäß dem Vorbild Jesu, nicht zu rechten und zu fechten, sondern Unrecht zu leiden und das Übel zu dulden". Hitler konnte die Herde wieder für Opfermut und Hingabe begeistern. Im Leiden sucht das Volk die Kirche, bei der Suche nach individuellem Glück ist sie eher hinderlich. Das Heil sollte es nicht auf Erden, sondern im Glauben an Gott, Kirche, Führer, Volk und Vaterland, in der Aufgabe des individuellen Glücks geben. Glauben und Gehorchen sind die christlichsten Tugenden.

Folgerichtig fördern die Kirchen heute den Islam, der ebenso wie sie, die Unterwerfung des unmündigen Individuums unter die Gottes- und Priesterherrschaft anstrebt und nicht das individuelle Glück des mündigen Staatsbürgers.