TAGBLATT · Streit-Lust

Keine Abstriche am Konzertsaal

Soll das Uhlandbad künftig als Konzertsaal genutzt werden? Stadtrat Martin Sökler und Musiker Ingo Bredenbach sind sich im Streitgespräch nur teilweise einig.

16.03.2019

Von Gernot Stegert

Die Skepsis überwiegt bei Ingo Bredenbach. Dass ein Konzertsaal mit allen nötigen Qualitäten an den Standort Uhlandbad passt, kann sich der Stiftskirchenkantor, Leiter der Chor-Vereinigung „Lammkreis“ und Akteur des Vereins „Ein Saal für Tübingen“ schwer vorstellen. Schließlich hat er den Platz dort selbst mit dem Meterstab nachgemessen. Es dürfe keine Abstriche bei der Qualität geben: Akustik, Bühnengröße, Zuhörerplätze. Doch immerhin stehe der Konzertsaal jetzt auf der Agenda der Stadt. Das sei ein Vorteil der inhaltlich unpassenden Verquickung mit der Badfrage in der Umfrage mit der Tübinger Bürger-App.

Das sagte Bredenbach vor der TAGBLATT-Kamera im Gespräch mit dem SPD-Fraktionsvorsitzenden im Tübinger Gemeinderat Martin Sökler. Die Diskussion war Auftakt einer Video-Reihe des TAGBLATTS. Jeden Samstag veröffentlichen wir unter dem Titel „Streit-Lust“ ein Gespräch oder eine Umfrage im Video zu einem strittigen Thema aus der Region.

Sökler, dessen Partei vergangenes Jahr das Uhlandbad als Standort für einen Saal ins Gespräch gebracht hatte, stellte klar: „Wir werden keinen Konzertsaal bauen, der nicht als Konzertsaal taugt.“ Er betonte, dass es bei der Bürger-App-Umfrage nur um die Prüfung des Standorts Uhlandbad gehe. Dessen Vorteile zählte er auf: zentrale Lage, Atmosphäre und die Möglichkeit, die Badehalle als weiteren Raum für Veranstaltungen zu nutzen.

Tübingen brauche mehr Schwimmflächen und könne ein neues Hallenbad Süd bauen. Drei Bäder seien nicht zu finanzieren. Ein Konzertsaal sei für das Uhlandbad eine gute Nachnutzung. Ohne solch eine Verwendung ist Sökler gegen ein neues Hallenbad. Dann müsse man das Nordbad ausbauen.

Bredenbach vermisst Größe: „In Tübingen hat man oft nicht den Mut, die große Lösung zu denken.“ Das sage er auch in Richtung Universität. Eine Nutzung des Saals für Kongresse sei denkbar. Doch müsse die Uni endlich initiativ werden.

Überraschend einig waren sich Sökler und Bredenbach bei ihren persönlichen Favoriten: Sie bevorzugen den Standort am Europaplatz.