Querpass

Kein Tag für Warmduscher

Ewig hat's nicht geregnet. Kaum fängt es damit am Ende dieser langsam nervenden neuen deutschen Trockenzeit mal richtig an, ist es auch wieder nicht jedem recht.

05.12.2018

Von Wolfgang Scheerer

Für Rudi Völler war sonnenklar, dass das völlig durchnässte Bundesligaspiel in Nürnberg erst gar nicht hätte angepfiffen werden dürfen.

„Mit Fußball hatte das nichts zu tun“, polterte der ehemalige Nationalstürmer und heutige Geschäftsführer von Bayer Leverkusen. Es war definitiv kein Tag für Schönspieler. Beim Pfützenslalom im Dauerregen gab's am Ende keinen Gewinner. Leverkusen kassierte nach 1:0-Pausenführung noch das 1:1. Brachte der verpasste Sieg das Fass bei Völler zum Überlaufen?

Früher, ja früher!, da wurde sogar noch in knöcheltiefem Schnee gespielt oder im Matsch nach dem Ball gewühlt. Da gab es die berühmte „Wasserschlacht von Frankfurt“ im entscheidenden WM-Gruppenspiel 1974 um den Final-Einzug zwischen dem späteren Weltmeister Deutschland und Polen (1:0- Erfolg dank Gerd Müller). Früher gab's noch keine Rasenheizungen und wahrscheinlich keine Warmduscher.

Rudi Völler jedenfalls war sicher keiner. Inzwischen 58, erzählte er noch ein wenig von damals, von seiner Zeit bei AS Rom: In Italien, da werde immer der Ball hochgeworfen vor dem Spiel. Bleibe er liegen ohne zu rollen, werde halt nicht angepfiffen. Was das angeht, setzte den Maßstab in Nürnberg übrigens die einzige Frau auf dem Platz. Wasserball? Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus sah alles nicht so tragisch und zog die Partie durch.

Natürlicher Nebeneffekt an diesem Abend: Beim ersten Montagsspiel der Saison zerflossen die organisierten Proteste der Fans gegen die ungeliebte Ansetzung ziemlich schnell.