Tübingen · Protest

Kein Nachspiel nach Demo · Appell der Stadt zur Regeleinhaltung

Polizei und Ordnungsamt zeigen sich recht zufrieden mit dem Verlauf der Tübinger Kundgebung. Strafen wegen des Verstoßes gegen Corona-Regeln gibt es nicht.

08.06.2020

Von itz

Demonstrieren in Corona-Zeiten: Obwohl sich die Menschen für eine gute und wichtige Sache einsetzen, gab es auch Kritik aufgrund der Gesundheitsgefahr. Bild: Ulrich Metz

Demonstrieren in Corona-Zeiten: Obwohl sich die Menschen für eine gute und wichtige Sache einsetzen, gab es auch Kritik aufgrund der Gesundheitsgefahr. Bild: Ulrich Metz

Am Samstag versammelten sich auf dem Tübinger Holzmarkt über 1000 Menschen, um gegen Rassismus und Polizeigewalt zu demonstrieren. Aufgerufen hatte die Tübinger Gruppe „Black Visions and Voices“. Obwohl bei dieser Menge an Menschen Verstöße gegen die Corona-Auflagen unvermeidlich waren, wird es kein Nachspiel geben. Das teilen die zuständige Reutlinger Polizei und das städtische Ordnungsamt auf TAGBLATT-Nachfrage mit. „Es wäre utopisch, die Ordnungswidrigkeiten mit Strafen zu ahnden“, sagt eine Polizeisprecherin. Angriffe auf die Polizei, wie etwa in Stuttgart, gab es zudem nicht. Kurzum: „Es gab keine besonderen Vorkommnisse“, so die Sprecherin.

Aber Kritik: Ordnungsamtsleiter Rainer Kaltenmark erzählt, er sei „massiv angemacht“ worden. Zugleich lobte er die Kooperation des Veranstalters, der beispielsweise mehrmals auf das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes hingewiesen hatte. „Das hat meines Erachtens nach recht gut geklappt“, sagt Kaltenmark, der über 95 Prozent der Teilnehmenden mit Maske sah. Auch wurden die Lautsprecher so verteilt, dass Menschen in den anliegenden Gassen das Geschehen verfolgen konnten und sich die Masse entzerrte.

Die Demo auf dem Holzmarkt war für eine niedrige dreistellige Zahl angemeldet worden, aber es zeichnete sich schnell ab, dass viel mehr Menschen dem Aufruf folgen würden. 3000 Menschen, wie manche Teilnehmenden sagten, seien aber auch nicht dabei gewesen: „Da würde der Holzmarkt platzen.“ Er habe kurz überlegt, die Kundgebung auf den Marktplatz zu verlegen, so Kaltenmark, aber da sei auf dem Holzmarkt bereits alles aufgebaut gewesen. „Der Veranstalter hat dann das gemacht, was er konnte“, so der Ordnungsamt-Chef. Sollte es jedoch in absehbarer Zeit nochmal eine Demo in ähnlicher Größe geben, sei angesichts der Abstandsregeln der Tübinger Anlagenpark „die einzige Option“.

Am Montagmittag meldete sich auch die Tübinger Stadtverwaltung zu Wort: „Wir begrüßen es, wenn sich die Tübingerinnen und Tübinger gegen Rassismus und Gewalt aussprechen, doch in Zeiten einer Pandemie machen uns Menschenmassen Sorgen“, wird Bürgermeisterin Daniela Harsch in einer Pressemitteilung zitiert. Die Verwaltung ruft die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, die Abstandsregeln im öffentlichen Raum einzuhalten.