Uni Tübingen

Kein Mammut-Futter unterm Eis?

Warum starben vor 4000 Jahren die letzten Mammuts auf der einsamen Wrangelinsel? Tübinger Forscher finden Hinweise.

25.10.2019

Von ST

Die letzten Wollhaarmammuts lebten auf der Wrangelinsel im arktischen Ozean und starben vor 4000 Jahren innerhalb kürzester Zeit aus. Ein internationales Forschungsteam der Universitäten Tübingen und Helsinki sowie der Russischen Akademie der Wissenschaften hat nun das Szenario rekonstruiert, das zu ihrem Aussterben geführt haben könnte.

Das Forschungsteam geht davon aus, dass eine Kombination aus der isolierten Insellage und extremen Wetterereignissen sowie die Ausbreitung der Urmenschen für das Verschwinden der Mammuts verantwortlich sind. Beteiligt an der Studie waren Prof. Hervé Bocherens und Dr. Dorothée Drucker vom Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment (HEP) der Universität Tübingen. Mammuts waren während der letzten Eiszeit, vor etwa 100.000 bis 15.000 Jahren, auf der Nordhalbkugel von Spanien bis Alaska weit verbreitet. Aufgrund der Klimaerwärmung, die vor 15.000 Jahren begann, verkleinerte sich ihr Lebensraum auf Nordsibirien und Alaska. Auf der Wrangelinsel wurden einige Mammuts durch den steigenden Meeresspiegel vom Festland abgeschnitten. Diese Population überlebte um mehrere tausend Jahre länger als ihre Verwandten auf dem Kontinent.

Ausgestorben sind sie vermutlich aufgrund kurzfristiger Ereignisse. Zum Beispiel könnten extreme Wetterereignisse wie Regenfälle auf Schnee dazu geführt haben, dass der Boden von einer dicken Eisschicht bedeckt wurde, sodass die Tiere nicht genügend Nahrung fanden. Solche Szenarien hätten einen dramatischen Populationsrückgang zur Folge, der schließlich bis zum Aussterben geführt haben könnte. „Es ist vorstellbar, dass die Population, die vielleicht durch genetische Mutationen und schlechte Trinkwasserqualität geschwächt war, durch Einwirkung von extremen Wetterbedingungen ausgestorben ist“, sagt Prof. Hervé Bocherens.

Ein weiterer möglicher Faktor könnte die Ausbreitung der Menschen gewesen sein. Die frühesten archäologischen Zeugnisse von Menschen auf der Wrangelinsel sind nur wenige hundert Jahre jünger als der jüngste Mammutknochen. Die Chance, Spuren der Jagd durch Menschen auf die Mammuts zu finden, ist aber sehr gering. Die Möglichkeit, dass auch Menschen zum Aussterben der Mammuts beigetragen haben, kann dennoch nicht ausgeschlossen werden.

Riesige Säugetiere

Mammuts gehörten zu den Elefanten. Sie konnten bis zu 4,50 Meter groß werden und erreichten ein Gewicht von 15 Tonnen. Die riesigen Säugetiere, die vor gut einer Million Jahren auftauchten, lebten in einem Gebiet, das vom westlichen Europa über die osteuropäische Tiefebene und das nördliche Sibirien bis nach Alaska reichte. Nach der letzten Eiszeit verschwanden die Tiere. Die allerletzten Mammuts starben vor 4000 Jahren auf der Wrangelinsel. Für das Aussterben wird der Klimawandel nach dem Ende der Eiszeit, aber auch die Bejagung durch Menschen verantwortlich gemacht.

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Erstellt:
25.10.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 16sec
zuletzt aktualisiert: 25.10.2019, 01:00 Uhr

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