Tübingen · Bildung

„Kein Abschluss ohne Anschluss“

Landrat und Schulleiter rührten die Werbetrommel für die beruflichen Schulen.

28.01.2023

Von Christina Lopinski

In der Aula der Mathilde-Weber-Schule stehen an diesem Donnerstagabend mehrere hundert Stühle. Schulleiter Jörg Wörle-Knirsch begrüßt die Interessierten. „Es sind noch Stühle frei, Sie müssen nur etwas
zusammenrücken“, sagt er um kurz vor 18 Uhr.

Es sind Jugendliche und ihre Eltern, die den Weg nach Derendingen gefunden haben, um sich über das Angebot der vier beruflichen Schulen Tübingens zu informieren. Als Landrat Joachim Walter das Publikum begrüßt, sind fast alle Plätze belegt. Zum ersten Mal ist diese Informationsveranstaltung schulübergreifend.

„Das freut mich sehr, dass so viele gekommen sind“, sagt Walter. Vielen sei nicht bekannt, was die Schulen alles böten. Umso wichtiger sei ein solcher Informationsabend. „Einer meiner vier Söhne war auch auf einem technischen Gymnasium – und der hat danach Maschinenbau studiert. Sie sehen, man kann alles werden.“

Berufliche Schulen unterscheiden sich insofern von klassischen Oberstufen, dass sie nicht nur das Abitur als Abschluss anbieten, sondern auch die mittlere Reife, duale Berufsausbildungen und die Fachhochschulreife. Schwerpunktfächer wie Wirtschaft, Pädagogik, Technik oder Gesundheit können gewählt und so kann bereits in der Schule ein Interessensfokus gesetzt werden.

Berufliche Schulen seien so vielseitig, wie die Jugendlichen, die einen Bildungsabschluss suchten, sagt Martin Riehle, Schulleiter der Wilhelm-Schickard-Schule, die durch einen langen Flur direkt mit der Mathilde-Weber-Schule verbunden ist. „Wir nehmen uns viel Zeit für Sie. Für individuelle Förderung und die Aufarbeitung von Defiziten, damit Sie den Abschluss machen können, der zu Ihnen passt.“ Der Schulleiter zeichnet den möglichen Weg zum Abitur nach und zeigt die Profilfächer seiner Schule auf. Neben Spanisch und Französisch kann man auch Italienisch und Chinesisch lernen. „Egal wo Sie hingehen, Sie finden das Richtige“, sagt Riehle und übergibt das Wort an seinen Kollegen Stefan Neu, Schulleiter der Beruflichen Schule in Rottenburg.

Wer sich nach der mittleren Reife weiterbilden und beruflich schon etwas mehr festlegen möchte, in Englisch mindestens ein „befriedigend“ vorweisen kann und anwendungsbezogen arbeiten will, „der ist bei uns
genau richtig“. Neu erklärt, wie sich die Fachhochschulreife erwerben lässt und versichert immer wieder, dass der Weg bis zum Abitur auch über Umwege möglich ist: „Kein Abschluss, ohne Anschluss“.

Die vier Schulleiter der beruflichen Schulen betonen, dass unterschiedliche Bildungsbiografien mehr Chancen als Hindernisse darstellen und dass die Förderung der Stärken des Einzelnen im Vordergrund steht. Weil die Kapazitäten der Schulen begrenzt sind, und Bewerber bestimmte Kriterien erfüllen müssen, laufen die Auswahlverfahren noch bis zum 4. März online. Weitere Informationsveranstaltungen werden im Februar an den einzelnen Schulen angeboten.

Im Anschluss an die Vorstellung der Schulprofile laden die Schulleiter zu einem persönlichen Austausch. In der Aula der Wilhelm-Schickard-Schule stehen Lehrerinnen und Lehrer der vier Schulen an Informationsständen, es gibt Brezeln und Orangensaft, auf den Tischen liegen Süßigkeiten. „Ich interessiere mich für Technik und Wirtschaft, aber Lernen fällt mir schwer. Ich höre eher zu und lerne dadurch“, sagt Yuvraj Jassi. Er besucht aktuell die 10. Klasse der Schlossschule Gomaringen. Während sich hunderte Menschen in der Aula tummeln und Flyer mitnehmen, beobachtet Edith Killinger, Schulsozialarbeiterin der Wilhelm-Schickard-Schule, das bunte Treiben. „Berufliche Schulen sind spannende Orte: Wir bereiten Jugendliche aus 34 Nationalitäten auf ihren Beruf vor. Das ist echt besonders.“ Jassi unterhält sich derweil mit Schulleiter Martin Riehle: „Kann ich bei Ihnen auch programmieren?“ Riehle nickt und Jassis Augen glänzen. „Die Wilhelm-Schickard- Schule, das wär’s.“

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Erstellt:
28.01.2023, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 44sec
zuletzt aktualisiert: 28.01.2023, 01:00 Uhr

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