Kirche

Kardinal Marx bietet dem Papst seinen Rücktritt an

Der Münchner Bischof will Verantwortung für die schleppende Aufarbeitung des Missbrauchs übernehmen. Die Kirche sei „an einem toten Punkt“ angekommen.

05.06.2021

Von EPD/DPA

Kardinal Reinhard Marx hat Papst Franziskus seinen Rücktritt angeboten. Mit diesem Schritt wolle er Mitverantwortung übernehmen „für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs durch Amtsträger der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten“, schrieb der 67-Jährige nach Angaben seines Erzbistums an den Papst.

Die Diskussionen der letzten Zeit hätten gezeigt, „dass manche in der Kirche gerade dieses Element der Mitverantwortung und damit auch Mitschuld der Institution nicht wahrhaben wollen und deshalb jedem Reform- und Erneuerungsdialog im Zusammenhang mit der Missbrauchskrise ablehnend gegenüberstehen“, so Marx. Die katholische Kirche sei an einem „toten Punkt“ angekommen.

Die katholische Kirche ringt seit Jahren um den richtigen Weg in der Aufarbeitung des Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen durch Priester und Nonnen. Vor allem das Bistum Köln, wo der zweite deutsche Kardinal Rainer Maria Woelki sitzt, stand wegen Vertuschungsvorwürfen im Zentrum der Kritik.

Marx betonte bei einer Pressekonferenz am Freitag, er wolle seinen angekündigten Rücktritt nicht als Aufruf an andere Amtsträger wie Woelki verstanden wissen, seinem Schritt zu folgen. „Ich möchte auf die Mitbrüder da nicht einwirken“, sagte er. Er habe eine ganz persönliche Entscheidung getroffen. „Jeder muss seine Verantwortung wahrnehmen in der Art und Weise, wie er es tut.“

Kardinal Marx, der von 2014 bis 2020 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz war, hatte zuvor bereits einen Großteil seines Privatvermögens einer Stiftung für Missbrauchsopfer zukommen lassen.

Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, bekundete „großen Respekt“ vor dem Rücktrittsangebot. Der Schritt zeige „die Dimension und die Verwerfungen auf, zu denen das Bekanntwerden von Kindesmissbrauch in den eigenen Reihen geführt“ habe, sagte Rörig.

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Erstellt:
05.06.2021, 06:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 05.06.2021, 06:00 Uhr

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