Stadien

Kapazitäten nicht ausgeschöpft

Corona-bedingt darf in die elf Stadien nur rund ein Drittel der möglichen Zuschauer. Doch selbst diese Marke wird teils deutlich verfehlt. Nur in Budapest heißt die Devise volles Haus.

18.06.2021

Von Gerold Knehr

Locker besetzt, aber keineswegs vorbildlich. Beim Spiel Deutschland  Frankreich hielten sich viele Fans nicht an die Masken-Pflicht.  Foto: Imago

Locker besetzt, aber keineswegs vorbildlich. Beim Spiel Deutschland Frankreich hielten sich viele Fans nicht an die Masken-Pflicht. Foto: Imago

München. Vorsicht, folgender Witz ist einer aus der Kategorie der unteren Schubladen: Was schenkt der Schwiegersohn seiner ungeliebten, aber sport- und fußballbegeisterten Schwiegermutter zum Geburtstag? Einen Fallschirmsprung ohne Fallschirm? Oder einen Tiefseetauchgang ohne Sauerstoffflasche? Weit gefehlt, so blöd ist die Schwiegermama nun auch wieder nicht. Aber ein Flugticket nach Budapest samt Eintrittskarte für ein EM-Spiel, das wäre die Lösung ...

Zurück zum Ernst der Corona-Lage. Als die Uefa vor der EM die Forderung aufstellte, die Spiele müssten mit möglichst vielen Zuschauern stattfinden, gab Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban umgehend die Zusage, die Kapazität Puskas-Arena könne mit 61 000 Zuschauern nahezu vollständig ausgenutzt werden. Schon im zeitigen Frühjahr hatte sich Ungarn der Uefa angetragen und die Ausrichtung der beiden Achtelfinal-Begegnungen der Champions League zwischen RB Leipzig und dem FC Liverpool in Budapest ermöglicht – trotz einer damaligen Sieben-Tage-Inzidenz von über 500 in Ungarn.

Andere Ausrichterstädte waren vorsichtiger. München erlaubt nur 14 500 Zuschauer bei EM-Spielen. Sie müssen, anders als in Budapest, eine FFP2-Maske tragen, was aber oftmals nicht befolgt wurde.

Nach den ersten Gruppenspielen zeigt sich, dass selbst die im Schnitt um rund zwei Drittel reduzierte Kapazität nicht voll ausgeschöpft werden. Laut offiziellem Spielbericht befanden sich beim deutschen Heimspiel gegen Weltmeister Frankreich nur 13?000 Fans in der Münchner Arena. Im Londoner Wembleystadion verfolgten 18?497 Zuschauer die Begegnung England – Kroatien (1:0), erlaubt waren 22?500. In Glasgow sahen 9847 Zuschauer das erste Heimspiel einer schottischen Mannschaft bei einem großen Turnier. 12?000 hätten gegen Tschechien in den Hampden Park gedurft.

In Großbritannien gelten weiter strikte Einreisevorschriften. Fans aus dem Ausland müssen je nach Inzidenz mit einer zehntägige Quarantäne rechnen. Was viele Kroaten und Tschechen, die sich im Vorfeld ein Ticket ergattert hatten, vom Stadionbesuch abgehalten haben dürfte. „Es sind schwierige Zeiten für alle Zuschauer mit Blick auf die Logistik und die Reisen“, räumte Turnierdirektor Martin Kallen am Donnerstag ein.

Drittliga-Kulisse in Baku

In St. Petersburg blieben bei der Auftaktbegegnung der Russen gegen Belgien (0:3) etwa 4000 der erlaubten 30?500 Plätze unbesetzt. Das zweite Spiel im St.-Petersburg-Stadion zwischen Polen und der Slowakei (1:2) lockte nur 12?862 Fans in die Arena.

Den schwächsten EM-Besuch bislang gab es in Baku, bei dem sich die Schweiz und Wales (1:1) gegenüberstanden. Nur 8782 Zuschauer waren live vor Ort, 31?000 wären möglich gewesen.

Vergleichsweise gut läuft es in den Stadien in Amsterdam und Kopenhagen, wo die reduzierten Kapazitäten bei den ersten Spielen nahezu ausgeschöpft wurden.

Und in Ungarn? Keine Rede von Abstand halten oder Maske tragen. 55?662 Zuschauer sahen die 0:3-Niederlage ihrer Mannschaft gegen Portugal. Ob darunter eine Schwiegermutter war, die ihr Ticket zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte, ist nicht überliefert.

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Erstellt:
18.06.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 24sec
zuletzt aktualisiert: 18.06.2021, 06:00 Uhr

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