Balingen

Kampf um jeden Platz auf der Tribüne

Der HBW Balingen/Weilstetten bestreitet beim TVB Stuttgart sein zweites Derby in fünf Tagen. Die?Stuttgarter hadern mit der Zuschauerproblematik.

10.10.2020

Von MANUELA HARANT

Starker Start: Im Spiel vor Mini-Kulisse von 500 Zuschauern gewann der TVB Stuttgart (im Bild: Dominik Weiß) zum Auftakt in der Porsche-Arena gegen Tusem Essen klar mit 31:23. Foto: Pressefoto Baumann

Starker Start: Im Spiel vor Mini-Kulisse von 500 Zuschauern gewann der TVB Stuttgart (im Bild: Dominik Weiß) zum Auftakt in der Porsche-Arena gegen Tusem Essen klar mit 31:23. Foto: Pressefoto Baumann

Stuttgart/Balingen. Es war eine emotionale Reaktion, die da von Jürgen Schweikardt vom Handball-Bundesligisten TVB Stuttgart nach der Zuschauer-Reduzierung wenige Stunden vor dem ersten Heimspiel am Mittwoch kam. „Wir sind fassungslos über die Nachricht, die uns heute Mittag erreicht hat. Noch gestern Nachmittag wurden uns die 930 Zuschauer für das heutige Spiel bestätigt. Diese nicht einmal 24 Stunden alte Genehmigung wurde heute am späten Vormittag zurückgenommen“, schrieb der Trainer nach der Entscheidung.

Sportlich lief das Duell mit einem stark herausgespielten 31:23 (18:12) gegen Tusem Essen zwar optimal, doch die Harakiri-Aktion des Stuttgarter Gesundheitsamtes, wegen der alle Dauerkarteninhaber innerhalb kürzester Zeit wieder ausgeladen werden mussten, hallte nach. „Bei allem Verständnis für die Pandemiebekämpfung benötigt der TVB und der ganze Profisport ein minimales Maß an Planbarkeit. Auf eine Genehmigung, die wir 30 Stunden vor Beginn der Veranstaltung erhalten, müssen wir uns verlassen können“, erklärte Schweikardt weiter. Andererseits wurde im Nachhinein schnell klar, wieso die Stuttgarter Behörden so kurzfristig reagieren mussten: Am Donnerstag schnellte die 7-Tage-Inzidenz in Stuttgart auf 78 pro 100?000 Einwohner hoch. „Für Fans und Verein mag die Entscheidung hart sein, aber bei diesem Infektionsgeschehen ist sie aus unserer Sicht vertretbar“, sagte ein Sprecher der Stadt. Immerhin schaffte es der Verein noch, fast alle 430 Dauerkarten-Inhaber zu erreichen, so dass sich der Andrang vor der 7500 Zuschauer fassenden Porsche-Arena in Grenzen hielt. „Die Besucher, die es nicht mitbekommen haben, hatten zum Glück Verständnis uns gegenüber, aber waren natürlich ein Stück weit unzufrieden gegenüber dem Ordnungsamt für die kurzfristige Absage“, sagte TVB-Pressesprecher Philipp Klaile auf Nachfrage.

Zurück bleibt die Verunsicherung, ob sich die Stuttgarter auch vor dem nächsten Heimspiel am 18. Oktober gegen den TBV Lemgo bezüglich der genehmigten Zuschauerzahl überraschen lassen müssen. Das Problem auf Dauer: Die Handball-Bundesligisten sind auf die Ticketerlöse angewiesen, da sie rund 80 Prozent ihrer Einnahmen ausmachen. Jede Einschränkung der bislang ausgehandelten Besucherregelung (20 Prozent der Hallenkapazität) bedeutet schmerzhafte Verluste für die Vereine – mal abgesehen vom nervenaufreibenden Hin und Her für alle Beteiligten. „Für unsere Fans, die den Abend eingeplant haben, aber auch für unsere Mitarbeiter der Geschäftsstelle, die die letzten 48 Stunden Tag und Nacht durchgearbeitet haben, ist diese Entscheidung extrem ernüchternd“, sagte Jürgen Schweikardt.

Den Ärger über den Nackenschlag im Kampf zurück zur „neuen Normalität“ gilt es nun aber nicht nur auf der Geschäftsstelle abzuschütteln, sondern auch in der Mannschaft. Schließlich steht am Samstag um 20.30 Uhr gleich ein weiteres wichtiges Duell für den frühzeitigen Klassenerhalt auf dem Plan: das Derby beim HBW Balingen/Weilstetten.

Für die Balinger ist das Duell mit den Gästen aus dem Stuttgarter Vorort bereits das zweite Heimspiel der Saison und zugleich das zweite Derby innerhalb von fünf Tagen. Am Dienstag verlor der HBW bei Frisch Auf Göppingen deutlich mit 23:28, und auch beim Auftakt gegen Melsungen kam mit 23:25 nichts Zählbares heraus. Nun soll es im dritten Anlauf klappen.

Erinnerungen an Anfang März

Die größte Klippe, die es dabei zu überwinden gilt, wird erneut TVB-Torhüter Johannes Bitter sein. Schon beim letzten Aufeinandertreffen scheiterten die Balinger allzu oft am Weltmeister von 2007 und unterlagen prompt mit 26:32. Die Partie am 1. März in der ausverkauften Porsche-Arena war das vorletzte Spiel beider Teams vor dem Lockdown. Mehr als ein halbes Jahr später werden es auch in Balingen kaum mehr als ein paar hundert Besucher sein. Dabei müssen die Hallensportler noch um jeden einzelnen Platz auf der Tribüne froh sein, das hat das Zuschauer-Fiasko von Stuttgart gezeigt.

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Erstellt:
10.10.2020, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 51sec
zuletzt aktualisiert: 10.10.2020, 06:00 Uhr

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