Golf

Junge Wilde spielen Europas Elite an die Wand

Beim Ryder Cup formt Kapitän Steve Stricker aus Individualisten ein überlegenes US-Team.

28.09.2021

Von sid

Kapitain Steve Stricker und das siegreiche US-Team. Foto: Warren Little

Kapitain Steve Stricker und das siegreiche US-Team. Foto: Warren Little

Whistling Straits. Es war ein Durchmarsch für die Geschichtsbücher, und als sich die „Young Guns“ der USA schließlich jubelnd und ausgelassen wie kleine Kinder um den Ryder Cup versammelten, fanden sogar die Streithähne zueinander: Brooks Koepka und Bryson DeChambeau umarmten sich, kurz nur, aber immerhin. Kapitän Steve Stricker war da erst recht „sprachlos“ und ließ seinen Tränen freien Lauf.

Es war eine Machtdemonstration, wie es sie noch nicht gegeben hat in diesem ehrwürdigen Erdteilwettkampf: 19?Punkte gelangen den Amerikanern – Rekord. Die Europäer kamen nur auf neun Zähler; sie hatten in der Tat nie eine Chance gegen ein junges, formidables US-Team, das nach Meinung von Stricker die „großartigste Leistung aller Zeiten“ ablieferte: „Diese Jungs sind unglaublich. Sie sind einfach so gut.“

Nun war gut nicht immer gut genug, um den Ryder Cup zu gewinnen, genau genommen hatten die Amerikaner neun der vorherigen zwölf Vergleiche verloren, zuletzt vor drei Jahren in Paris. Doch Stricker gelang es, aus herausragenden Einzelspielern eine echte Mannschaft zu formen. „Die Jungs sind mit viel Leidenschaft und viel Energie gekommen“, sagte er.

Stricker pfiff auf Erfahrung. Der Weltranglistenzweite Dustin Johnson war mit 37 Jahren der älteste im US-Team. Sechs seiner Mitspieler waren in Whistling Straits im US-Bundesstaat Wisconsin zum ersten Mal dabei, drei erst zum zweiten Mal, acht des Zwölf-Mann-Kaders sind erst in ihren Zwanzigern. „Wir hatten viele Rookies dabei, aber sie haben nicht wie Rookies gespielt“, sagte Johnson anerkennend.

Nächster Schritt

Die Amerikaner lechzten nach dem Erfolg. „Wir haben diesen Sieg gebraucht“, betonte Jordan Spieth. Dies sei im Hinblick auf das nächste Duell 2023 in Rom als Signal zu werten. „Es ist die eine Sache, hier zu gewinnen, und es fällt auch leichter. Es ist schwieriger, dort drüben zu gewinnen. Aber wenn wir so spielen wie in dieser Woche, wird das Ergebnis dort genauso ausschauen.“

Gut möglich also, dass Rory McIlroy dann wieder in Tränen ausbricht. Der Ryder Cup schien ihm einst nicht wichtig, jetzt hat er seine Meinung erkennbar geändert. „Ich liebe es, Teil dieser Mannschaft zu sein. Ich liebe meine Mannschaftskollegen, und ich hätte mehr für sie tun müssen in dieser Woche“, sagte der emotional aufgewühlte Nordire. Und er betonte: „Ich kann es gar nicht erwarten, eine neue Chance zu bekommen.“ McIlroy wird sie bekommen. Ob er sie nutzen kann, erscheint fraglich. Denn wie sagte Stricker: „Dies ist eine neue Ära für die USA.“ Sie hat gerade erst begonnen.