Rottenburg

Jugendliche richten eigenes Forum zum Energiedialog ein

Auch die Jugendlichen aus den betroffenen Ortschaften hatten viele Fragen zum Windpark und planen weitere Treffen.

24.06.2022

Von an

Rund 25 Jugendliche aus Oberndorf, Wendelsheim, Seebronn und Hailfingen diskutierten am Dienstagabend mit Vertretern des Energiedialogs über Vor- und Nachteile des Windparks – und hatten viele Fragen. Die wollten sie auch gerne am Mittwoch in der Festhalle loswerden, waren aber in der Konkurrenz um das Mikrofon unterlegen – weshalb wir die Antworten hier nachreichen.

Warum sollen die Ortschaftsräte jetzt schon über die Verpachtung entscheiden? Viele Fragen, etwa zur Wirtschaftlichkeit, könne man doch erst entscheiden, wenn die Gutachten vorliegen, so die Jugendlichen. Dazu sagt OB Stephan Neher: Normalerweise würden Projektentwickler erst mit den Planungen beginnen, wenn sie schon den Pachtvertrag für die Grundstücke hätten, weil das Risiko, dass sie auf den Entwicklungskosten sitzen bleiben, sonst zu groß ist. Auch in Rottenburg fallen bereits erste Kosten an (etwa für die Umweltgutachten), sagte Neher. Die Stadt trägt für die sechsstellige Summe das Risiko, falls die Verpachtung nicht zustande kommt, so Neher.

Für den Bau der Anlage müssen 4,8 Hektar (und damit 1,6 Prozent des Waldstücks) dauerhaft gefällt werden. Der verpflichtende Ausgleich und die Aufforstung von 4,8 Hektar muss aber gar nicht im Kreis Tübingen sein. Warum ist das so? Dann bringt es der Region ja gar nichts? Die Aufforstungen, sagt Alexander Köberle, Leiter des Kreisforstamtes, können im „Naturraum Neckarland“ umgesetzt werden –und der reicht tatsächlich von Rottweil bis hinter Stuttgart.

„Das Problem ist die Verfügbarkeit der Flächen“, so Köberle, die gerade im Landkreis Tübingen sehr rar seien. „Hinter Rottweil sieht das schon anders aus.“ Man wolle aber auch nicht wertvolles Ackerland oder ökologisch wertvollen Magerrasen aufforsten. Da beim Bau des Windparks aber noch 98,4 Prozent des Waldes erhalten bleiben, hält Köberle den Eingriff für vertretbar – auch im Vergleich zum Flächenverbrauch anderer Energiearten.

Dass Waldwege mit einer Breite von 4,5 Metern für den Bau der Riesen-Anlagen ausreichten, schien den Jugendlichen zweifelhaft. Für den Transport, sagt Projektentwicklerin Susanne Alte, müsse links und rechts der Wege durch Fällungen der gesamte „Lichtraum“ auf sechs Meter breite erweitert werden. Diese Flächen werden aber wieder aufgeforstet.

Ob der Windpark rentabel arbeiten kann oder nicht, beschäftigte auch die Jugendlichen. Würde Altus den Windpark nicht auch bauen, wenn er unrentabel wäre – schließlich habe die Firma dadurch ja einen großen Auftrag. Eine Frage, die Altus-Prokurist Stefan Dietl klar verneint. Altus mache zwar die Projektentwicklung, Geld verdient werde aber dann, wenn die Anlagen rentabel laufen. Zudem müssten für den Bau des Windparks Kredite aufgenommen werden. Die Banken, die mittlerweile auf diesem Feld eine enorme Expertise hätten, würden die Wirtschaftlichkeitsberechnungen sehr genau prüfen.