Nationalmannschaft

Jetzt muss Löw liefern

Wie spielen gegen Portugal? Wer stoppt Ronaldo? Fans und Fachleute debattieren vor dem zweiten Gruppenspiel über das passende System. Der Bundestrainer hält sich bedeckt.

19.06.2021

Von CARSTEN MUTH

Bundestrainer Joachim Löw beobachtet von einer Bank am Rande des Übungsplatzes aus das Training seiner Mannschaft. An diesem Samstag trifft er mit seinem Team bei der EM auf Portugal. Foto: Federico Gambarini/dpa Foto: Federico Gambarini/dpa

Bundestrainer Joachim Löw beobachtet von einer Bank am Rande des Übungsplatzes aus das Training seiner Mannschaft. An diesem Samstag trifft er mit seinem Team bei der EM auf Portugal. Foto: Federico Gambarini/dpa Foto: Federico Gambarini/dpa

Ulm/München. Der Mann ist inzwischen eine kleine Berühmtheit im Netz. Tausende haben sich nach dem 0:1 der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im ersten EM-Gruppenspiel gegen Frankreich ein Video angeschaut, in dem ein Fan mit Deutschland-Hut seinen Frust ablässt. Und Bundestrainer Joachim Löw beherzt dazu auffordert, doch bitteschön wieder zur Viererkette zurückzukehren. Ob Löw am Samstag (18 Uhr/ARD und MagentaTV) gegen Titelverteidiger Portugal der Aufforderung nachkommt, ist eher unwahrscheinlich. Obwohl viele Fans und Fachleute nach dem Fehlstart der DFB-Elf die Systemfrage stellen.

System Der Bundestrainer will sich nicht in die Karten schauen lassen. Er ist nicht dafür bekannt, sich schnell von öffentlichen Debatten beeinflussen zu lassen. Gut möglich also, dass der 61-Jährige im zweiten Gruppenspiel in München gegen Portugal erneut auf eine Dreierformation in der Abwehr mit Matthias Ginter, Mats Hummels und Antonio Rüdiger setzt. Und Joshua Kimmich wieder auf der rechten Außenbahn spielen muss statt in der Zentrale. Zumal Lukas Klostermann als mögliche Kimmich-Alternative auf rechts verletzt ausfällt.

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Druck Löw weiß, dass er und seine Mannschaft liefern müssen. Eine weitere Niederlage würde das Weiterkommen akut gefährden. Dann könnte die EM bereits nach dem letzten Gruppenspiel gegen Ungarn am kommenden Mittwoch gelaufen sein – was nach dem Vorrunden-Aus bei der WM 2018 einem weiteren sportlichen Desaster gleichkäme.

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Stimmung Nach der Auftaktniederlage ist die Lage für die DFB-Auswahl schwierig. Doch der Optimismus im deutschen Lager ist ungebrochen. Von der Möglichkeit eines vorzeitigen Ausscheidens bei dieser Europameisterschaft will der Bundestrainer jedenfalls nichts wissen. Er betont: „Es ist nichts passiert. Wir können noch alles geradebiegen.“ Auch Emre Can zweifelt nicht daran, dass das DFB-Team mit einem Sieg gegen Portugal die Kurve noch kriegt. Warum? „Weil wir eine geile Mannschaft haben.“ Die es bislang jedoch an Durchschlagskraft vermissen ließ.

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Ausrichtung Gegen Frankreich fiel den Deutschen im letzten Angriffsdrittel wenig ein. Zwei Torchancen im Spiel sind selbst gegen ein Klasseteam wie Frankreich zu wenig für die eigenen Ansprüche. Thomas Müller wartet noch immer auf einen Treffer bei einer EM. Er und Sturmpartner Serge Gnabry sind noch nicht angekommen in diesem Turnier. Selbiges gilt für Kai Havertz, der gegen Frankreich besonders abfiel und dem gegen Portugal ein Platz auf der Ersatzbank droht. Für Havertz dürfte Leroy Sané in die Startformation rücken.?

Offensivpower Gegen Portugal ist mehr Kreativität, Spielfreude und Courage gefragt. Die DFB-Auswahl wird wohl einmal mehr ohne echten Mittelstürmer spielen. Umso wichtiger erscheint es, dass die Mittelfeldspieler den Weg vor das gegnerische Tor suchen, um ihre Angreifer zu unterstützen, die Präsenz im portugiesischen Strafraum zu erhöhen. Was nicht nur für die Außen Joshua Kimmich und Robin Gosens gilt, sondern auch für die Zentrale Toni Kroos/Ilkay Gündogan. Kroos ließ sich gegen Frankreich häufig weit zurückfallen und kam dabei Abwehrchef Mats Hummels ins Gehege, der in der Folge seine Stärken im Aufbauspiel nicht einbringen konnte. Einer, der gerne den langen Weg in die Spitze zurücklegt, ist Leon Goretzka. Er ist nach überstandenem Muskelfaseriss wieder voll einsatzfähig. Ein Einsatz von Beginn an kommt nach langer Pause aber noch nicht in Frage.

Gegner Die Portugiesen haben ein stark besetztes Team und mit Ruben Dias vom englischen Meister Manchester City einen Innenverteidiger dabei, der zum besten Spieler in der Premier League gewählt wurde. Das erste Spiel in der Gruppe F haben die Portugiesen gewonnen. Superstar Cristiano Ronaldo traf beim 3:0 gegen Ungarn doppelt. Der 36-Jährige hat 176 Länderspiele absolviert und dabei bislang 106 Treffer erzielt. Gegen Deutschland war der Goalgetter noch nicht erfolgreich.

Jetzt muss Löw liefern