Symbolik aus dem hohlen Nichts
Jetzt gôht‘s dagega, mal hart, mal zart, häufig mit der Saublôder
Wenn man in Rottenburgmit der Saublôder einen mitbekommt, kann man schon mal Kopfweh bekommen.“ So zitierten wir jüngst Anton Buck, Zunftmeister vom Rosecker Fasnetsclub, der den Tübinger Umzug organisiert.
Die Antwort aus Rottenburg gab Narrenzunft-Archivar Clemens Fuchs per Leserbrief: „Nur Diebenger kriegen Kopfweh von der Raudeburger Saublôder“. Vielleicht kommt es auf die Dosierung an? Die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte schreibt zur Saublôder: „Es handelt sich dabei um die Harnblase des Schweins, die, ausgekocht und aufgeblasen, an einen Stecken gebunden als Neckinstrument und Krachmacher verwendet wird. Ein schlagendes Symbol für die Todsünde der Eitelkeit: aufgeblasenes hohles Nichts, das zuweilen auch stinkt.“
Das NarrenWiki verbindet das „kugelförmige Brot, in das der Narr in den Psalterien hineinbeißt“ (10. Jahrhundert) mit der Aufschrift in der Kugel oder Blase des Narren auf einem Kupferstich des 16. Jahrhunderts: Vanitas vanitatum et omnia vanitas (Alles ist nichtig und eitel) und folgert: „Damit schließt sich der Kreis zum gottverneinenden Narren, der dem Tod nahesteht und darüber hinaus darauf hinweist, dass der Mensch vergänglich ist“.
Das ist starker Tobak für den Alltagsnarren, der mit der Blase (obige fanden wir beim Metzger Zeeb in Rottenburg) vielleicht nur ein bisschen lärmen will, indem er sie auf den Boden haut. So wie die Figur des Elzacher Schuttig. DPA-Journalist Jürgen Ruf schrieb dazu vor zwei Jahren: „Angebunden wird die Blase an den Hagenschwanz, das Genital eines Bullen. Durch die Harnröhre des geschlachteten Tiers wird ein Bambusrohr geführt, danach der Stock gedreht und geräuchert.“
Ergänzendes fanden wir bei Wikipedia: Bei Umzügen werden mit der Saublôder „besonders die jungen Frauen berührt (nicht geschlagen)“. Die Blase gelte „als Symbol für die Fleischlichkeit, das Schlagen als symbolischer Akt der Fruchtbarmachung und die leere Hülle als Sinnbild für die Vergänglichkeit alles Irdischen“.