U 21-EM

„Jetzt bräuchten wir einen Schnaps“

Der Halbfinal-Einzug und die Olympia-Qualifikation kosten einige Nerven.

25.06.2019

Von SID

Udine. Stefan Kuntz genoss seinen Espresso, auch wenn Oliver Bierhoff eher Geistreicheres vorschlug. „Jetzt bräuchten wir einen Schnaps“, meinte der DFB-Sportdirektor nach dem Einzug ins Halbfinale der U-21-EM, der mehr Nerven gekostet hatte als gedacht. Doch am Ende gab es Grund zum Anstoßen. Das 1:1 (1:1) gegen Österreich war zwar kein Gaumenschmaus, den Charaktertest bestand das Team dank Torhüter Alexander Nübel und Torschütze Luca Waldschmidt aber und spielt nun am Donnerstag um den erneuten Einzug ins Endspiel.

Als Zugabe werden Deutschlands Fußballer 2020 zum zweiten Mal in Folge bei Olympia vertreten sein – keine Selbstverständlichkeit angesichts der 28 Jahre langen Abstinenz von 1988 bis 2016. Das sei „ein wichtiges Signal für den deutschen Fußball“, sagte Bierhoff. Er hatte in seiner alten Wahlheimat Udine einen emotionalen Tag erlebt. Das DFB-Team spielte lange schwach, kämpfte aber stark. Beim Schlusspfiff rissen fast alle erleichtert die Arme in die Höhe.

Eine Berg- und Talfahrt hatte vor allem Nübel hinter sich. Der Schalker Torhüter verursachte zunächst einen Elfmeter, weil er die Knie anzog und Gegenspieler Sasa Kalajdzic im Gesicht traf. „Ich bin jetzt 30 Jahre im Fußball, aber mir hat noch kein Schiedsrichter gesagt, dass das nicht erlaubt ist. Das sind Dinge, die machen den Fußball kaputt“, schimpfte Torwart-Trainer Klaus Thomforde. Nübel fing sich jedoch schnell und zeigte mit zwei Weltklasseparaden, warum Bayern München an ihm interessiert ist. „Er hat uns am Leben gehalten. Auch wenn es bei mir eher zum Herzstillstand geführt hat“, sagte Kuntz. Zweiter Held des Abends war Waldschmidt, der aus 25 Metern in den Winkel traf und jetzt bereits fünf Tore auf dem Konto hat. „Ich bin froh, dass es so gut läuft. Das nächste Ziel ist das Finale“, sagte der Angreifer des SC Freiburg.

Getröstet werden musste einzig Benjamin Henrichs, der nach seiner zweiten Gelben Karte im Halbfinale fehlen wird. Noch auf dem Rasen gab das Team dem Außenverteidiger ein Versprechen. „Die Jungs haben gesagt, dass sie das EM-Finale für mich erreichen wollen – damit ich noch ein weiteres Spiel im Turnier machen kann“, sagte Henrichs, ehe auf dem Weg ins Hotel im Bus die „Musik aufgedreht, gesungen und gefeiert“ wurde. sid