Kein Smombie-Schild mehr in der Smombie-Stadt

Da geht er hin, der Ruhm: Reutlingen lässt sich das weltberühmte Smombie-Schild nehmen

An dieser Stelle ist schon mehrfach darüber berichtet worden, auf welche wundersame Weise heutzutage Berühmtheit durch die Sozialen Netzwerke erlangt werden kann. Während Reutlingen einen aufwändigen Markenbildungsprozess anstieß, um der Stadt mühsam ein neues Image zu verpassen, hatten Unbekannte mit ihrer Idee viel schneller Erfolg:

14.09.2018

Von Thomas de Marco

„Wir haben den Entschluss gefasst: Wir belassen es jetzt dabei. Die Geschichte hat sich einfach totgelaufen“, sagt Rektorin Susanne Goedicke (im Bild links). Archivbild: de Marco

„Wir haben den Entschluss gefasst: Wir belassen es jetzt dabei. Die Geschichte hat sich einfach totgelaufen“, sagt Rektorin Susanne Goedicke (im Bild links). Archivbild: de Marco

Sie stellten ein Schild neben dem Friedrich-List-Gymnasium auf, um den Autoverkehr vor Leuten zu warnen, die nur auf ihr Handy starren. Und diese beiden Smombies haben Reutlingen im Internet weltbekannt gemacht: Nicht nur die „Tagesschau“ berichtete über das originelle Blech, sondern auch Medien auf der ganzen Welt – von Dubai über Brasilien, Taiwan, Thailand bis Kanada und die USA griffen gerne zu. Aber der Ruhm im Internet ist nicht von Dauer. Doch nun zeigt sich: Nicht nur die Bekanntheit in den Tiefen des weltweiten Netzes ist flüchtig.

Denn jetzt ist das launige Verkehrszeichen Marke Eigenbau zum zweiten Mal verschwunden. Zur Erinnerung: Just zu dem Zeitpunkt, als sich das Haus der Geschichte in Bonn für die Reutlinger Smombies interessierte, war das Schild von Unbekannten abmontiert worden. Doch zur Überraschungen von Stadtmarketing und List-Gymnasium tauchten die Untoten dann im Juni doch wieder auf: Anonym war eine Schachtel beim Hausmeister der Schule abgestellt worden – drin lag das Schild. Freudig wurde das wiedergefundene Original im Pausenhof des Gymnasiums angeschraubt.

Doch lange währte die Wiedersehensfreude nicht: Schon kurz vor den Ferien fehlte das Schild, wie berichtet, erneut – und diesmal rechnet die Schule nicht mehr damit, dass es noch einmal auftaucht. „Wir haben den Entschluss gefasst: Wir belassen es jetzt dabei. Die Geschichte hat sich einfach totgelaufen“, sagt Rektorin Susanne Goedicke (im Bild links). Zumal die Gefahr groß sei, die Smombie-Story werde langsam unglaubwürdig. „Aber es ist alles wahr, wir haben da nichts selbst initiiert“, betont Goedicke.

Insgeheim hatten sie und die anderen Verantwortlichen des Gymnasiums ohnehin nicht damit gerechnet, das Schild werde zur Dauerausstattung des Pausenhofs gehören. „Es war zwar solide montiert – aber wer es wegbekommen wollte, hat das auch geschafft“, sagt die Rektorin. Macht sich die Schule nun aber keine Vorwürfe, dass sie das weltberühmte Schild nicht im Gebäude oder im nicht öffentlich zugänglichen Innenhof aufgehängt hat? „Nein“, sagt Goedicke, „es ist zwar schade, aber die Anbringung im Hof war stimmig. Auch auf die Gefahr hin, dass es noch einmal wegkommen könnte.“ Viele Magnete und Aufkleber im Smombie-Design würden in der Schule die Erinnerung an das Schild ohnehin wachhalten.

Wenn das dreieckige Blech nicht doch noch einmal zurückgebracht wird, bleibt nur eine Kopie – und die hat das Reutlinger Stadtmarketing für das Haus der Geschichte auf dessen Wunsch angefertigt. In Reutlingen müssen sich aber alle, die mit den Blech-Smombies zu tun hatten, fragen lassen, wieso sie unfähig waren, beim List-Gymnasium eine Kopie aufzuhängen und das Original dem Heimatmuseum zu geben. Als Exponat der Zeitgeschichte, das vor allem junge Menschen angesprochen hätte.