Hochschulen

Jeder dritte Studierende verliert seinen Nebenjob

Studenten sind finanziell besonders stark von der Pandemie belastet. Im Schnitt hat jeder von ihnen einer Studie zufolge 1570 Euro verloren. Doch es trifft nicht alle gleichermaßen.

17.07.2020

Von Mathias Puddig

Kellnern gehört zu den typischen Nebenjobs. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Kellnern gehört zu den typischen Nebenjobs. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Berlin. An den meisten Hochschulen ist die Vorlesungszeit so gut wie vorbei, doch aufatmen können viele Studierende noch nicht. Ihnen steht wahrscheinlich nicht nur ein weiteres Digitalsemester bevor. Viele von ihnen sind durch die Pandemie auch in finanzielle Nöte geraten, wie eine Studie der Juso-Hochschulgruppen nun erneut bestätigt.

Laut Befragung der SPD-Jugendorganisation haben 35 Prozent seit Februar ihren Nebenjob verloren. Im Schnitt hatten die Studierenden 1570 Euro weniger im Portemonnaie. 29 Prozent berichten von Existenzängsten. „Studierenden wurde bisher am wenigsten geholfen“, beklagte Oliver Nerger aus dem Bundesvorstand der Hochschulgruppen am Donnerstag bei der Präsentation der Untersuchung und warnte, dass die Studienfinanzierung „die neue soziale Frage wird“.

Tatsächlich sind Studierende aus einkommensschwachen Haushalten von Geldnöten besonders stark betroffen.. „Vor allem Arbeiterkinder klagen über einen Jobverlust“, sagte Studienautorin Jacqueline Niemietz. Existenzängste seien bei ihnen doppelt so stark wie bei Studierenden mit Akademikereltern.

Die Bundesregierung hat mehrere Maßnahmen veranlasst, um Härten für Studierende abzufedern: So ist beispielsweise der KfW-Studienkredit bis März 2021 zinsfrei. Danach werden allerdings die gewohnten Zinsen fällig, weshalb Nerger kritisiert: „Eine ganze Generation von Studierenden muss sich verschulden. Das darf nicht sein.“ Auch mit den Überbrückungshilfen des Bundes sind die Studierendenvertreter nicht zufrieden. „500 Euro sind viel zu wenig“, beklagt Nergers Kollegin Charlotte Sonneborn und verweist darauf, dass die Semesterbeiträge, die in diesen Wochen fällig werden, mancherorts bei mehr als 250 Euro liegen.

Ein kompliziertes Verfahren

Kritik gibt es zudem am Antragsverfahren. Es gilt als kompliziert und intransparent. „Studierende können sich auf Ministerin Karliczek nicht verlassen“, so das Sonneborns Fazit. Bereits vorher hatten andere Studierendenorganisationen und auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft die Überbrückungshilfen als unzureichend beklagt. Es gibt zudem die Sorge, dass die 100 Millionen Euro, die der Bund für die Hilfen zur Verfügung stellt, nicht ausreichen.

Neben einer Öffnung der Studienhilfe Bafög und der Ausweitung des Hilfsfonds fordern die Jusos, das Sommersemester nicht auf die Regelstudienzeit anzurechnen. Das ist etwa bei der Berechnung von Bafög-Ansprüchen relevant. Einzelne Länder, darunter Baden-Württemberg und Brandenburg, haben das bereits beschlossen. Eine bundeseinheitliche Regelung gibt es jedoch nicht.

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Erstellt:
17.07.2020, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 06sec
zuletzt aktualisiert: 17.07.2020, 06:00 Uhr

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