Hirnforschung

Jane Goodall fordert Ende der Tierversuche

Bekannte Wissenschaftlerin unterstützt Initiative gegen Tübinger Experimente.

09.12.2016

Von LSW

Tübingen. Prominentere Hilfe hätten die „Ärzte gegen Tierversuche“ kaum holen können. Primatenforscherin Jane Goodall (82) hat Tübingen besucht – und für ein Ende von Versuchen mit Affen plädiert. 25 Jahre hat sie das Leben von Schimpansen erforscht. „Tiere haben eine Persönlichkeit, ein Bewusstsein“, sagt sie. „Sie fühlen Schmerz wie wir.“ Sie hat einen Plüschaffen mitgebracht und spricht so liebevoll über die Tiere als wären es ihre Kinder.

Goodall ist auf Einladung des Vereins gekommen, der seit Jahren ein Ende der Hirnforschung mit Affen in Tübingen verlangt. Es ist der Auftakt eines kurzen Deutschlandbesuchs. Die Tiere werden in Laboren durch Flüssigkeitsentzug zur Teilnahme an Experimenten motiviert. „Haben wir das Recht, so was mit ihnen zu machen, wo wir wissen, dass sie Schmerz und Angst spüren wie wir?“, fragt Goodall. Nach ihrem Vortrag applaudieren die gut 700 Zuhörer im ausverkauften Hörsaal der Universität.

Die Kritik von Tierversuchsgegnern in Tübingen richtet sich gegen das Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik (MPI), wo sich vor etwa drei Jahren ein Rechercheur eingeschleust und heimliche Videoaufnahmen im Tierversuchslabor gemacht hat. Die Bilder von verletzten, verstörten Tieren, vom groben Umgang mit ihnen schockierten viele Zuschauer bei der Veröffentlichung im September 2014. Nun flammt der Protest wieder auf, der Verein Soko Tierschutz hat am 18.?Dezember eine Demonstration in Tübingen angekündigt.

Das MPI hatte im April 2016 nach Protesten durchblicken lassen, dass Hirnforscher Nikos Logothetis nur noch mit Nagetieren forschen wolle. Letzte Versuche mit Affen laufen nach MPI-Angaben im April 2017 aus. „Wir beenden unseren Protest erst, wenn diese Versuche nachweislich gestoppt sind“, sagt der Gründer von Soko Tierschutz, Friedrich Mülln.

Zur immer wieder diskutierten Frage, was Tierversuche bringen, sagt Goodall, sie hätten „für die menschliche Gesundheit keinen Nutzen“.

Die Universität sowie weitere Institute, die in Tübingen mit Primaten forschen, versuchen mit Öffentlichkeitsarbeit ihre Argumente ins Spiel zu bringen. In einer Broschüre führen sie Forschungserfolge auf, die ihnen zufolge durch Tierversuche möglich wurden – etwa die Entwicklung von Impfstoffen gegen Hirnhautentzündung und Gebärmutterhalskrebs. dpa