Tüftler und Macher
James Bond trug Ackel
Ackel Hemdenfabrik & Mode-Outlet: Vor 70 Jahren gründete Viktor Ackel die Tübinger Hemdenfabrik. Hohe Qualität und exklusive, stets originelle Werbekooperationen mit Pan American, Gauloise, Porsche und der Filmgesellschaft von James Bond 007 machten das Unternehmen international erfolgreich.
Die Fahrzeuge, die vor dem Outlet der Hemdenfabrik Ackel im Tübinger Gewerbegebiet Unterer Wert im Baumschatten parken, haben internationale Kennzeichen. Die Kunden nehmen die weite Anreise gerne auf sich, um zu kaufen, was sie in jeder Lebenslage kleidet: Hemden und Blusen der Marke Ackel. Zuverlässig in Stoffqualität, Verarbeitung und Schnitt, für den Job in der Bank so gut geeignet wie für den anschließenden Besuch im Pub. „Ein Hemd ist ein Kleidungsstück für den ganzen Tag,“ weiß Inhaber Andreas Ackel.
Drei verschiedene Kragenformen bietet das Tübinger Label, dazu die Grundschnitte „gerade“ und „tailliert“. Für etwas größere Herren haben die entsprechenden Hemdenmodelle einen verlängertem Arm und Rumpf.
Die Stoffe wählt Andreas Ackel eigenhändig bei seinen italienischen Lieferanten aus. Die Qualität „Vollzwirn“ ist dabei unerlässlich: „Sowohl der Kettfaden als auch der Schuss bestehen beide aus gezwirnter Baumwolle. Sehr beliebt ist auch reines Leinen, mit Mischungen fangen wir gar nicht erst an.“ Zahlreiche Hemdenmodelle gehören in die Kategorie „Never Out of Stock (NOS)“, sind also in Schnitt, Stoff und Design verfügbar, so lange es Ackel-Hemden gibt. Sie sind eindeutig die gefragtesten: „Man muss schon klar sagen: Die meisten Männer kaufen Blau oder Weiß,“ konstatiert Ackel.
Wer modisch individueller unterwegs ist, greift zu den auffälligeren Designs. „Wir wollen schließlich unserem Motto ‚Modeindividualisten landen bei Ackel‘ treu bleiben.“
Die Qualität der Hemden ist fest verankert in den Köpfen der Stammkunden. „Vor kurzem rief eine Kundin an, der Hemdkragen ihres Mannes sei nach 30 Jahren durch, ob es den Stoff noch gäbe“, erzählt Ackel lachend, musste in diesem Fall jedoch passen.
1949 gründete sein Vater Viktor Ackel das Unternehmen in einem ehemaligen Pferdestall. Er begann mit der Produktion von Schlafanzügen, bis er das Potenzial in der Produktion von Männerhemden entdeckte. „Mein Vater wusste damals schon: Der Mann hat drei Möglichkeiten, sich zu präsentieren: Hemd, Uhr und Schuhe.“
Gefertigt wurde in der hauseigenen Fabrik, vertrieben auf renommierten Modemessen. Die besten Designer der Zeit wie Luigi Colani, Daniel Hechter, Cacharel und Enrico Coveri entwarfen für die Tübinger Hemdenfabrik. 1977 erhielt Viktor Ackel den „Texport-Trommler“, den Oskar der Textilbranche für seine innovative Mode.
Gemeinsam mit dem Metzinger Modeunternehmen Hugo Boss, das übrigens seine erste Anzug-Kollektion auf dem Messestand von Ackel präsentierte, ging der Tübinger Hemdenhersteller in den 1970er Jahren eine Werbekampagne mit Gauloise ein: Mode für lässige, modebewusste Individualisten.
Heute konzentriert sich Andreas Ackel überwiegend auf den Tübinger Standort. Gefertigt wird in einer kleinen Näherei in Polen. „In Deutschland zu produzieren, können wir uns nicht mehr leisten“, bedauert er. Der polnische Familienbetrieb hat 20 Mitarbeiter, „die so sehr auf Qualität achten, wie wir das tun“, betont Ackel. In der ehemaligen Tübinger Produktionshalle eröffnete Ackel 1997 mit dem „Japengo“ ein urbanes Restaurant mit Bar, zusätzlich entstanden eine Event-Halle und ein Trainings- und Gesundheitszentrum.
Lohnt sich das Geschäft mit hochwertiger Mode noch? „Ja, das tut es“, bekräftigt Ackel. „Ab einem gewissen Alter werden Männer mode- und qualitätsbewusst, daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern“, ist sich Andreas Ackel sicher, „und für Frauen hat Mode sowieso einen viel höheren Stellenwert.“ Eine neuerliche Expansion kommt für Ackel dennoch nicht infrage: „Wir wollen klein, fein und besonders bleiben.“