Mit Tarantino in die Oper
Interview: Christoph Waltz zwischen Wagner und Wildwest
In "Django Unchained" gibt er einen Kopfgeldjäger: Zum zweiten Mal drehte Christoph Waltz mit Quentin Tarantino, wieder hat er Oscar-Chancen.
Sie verdanken Quentin Tarantino Ihre Hollywood-Karriere. Wie war nun der zweite Streich mit ihm?
CHRISTOPH WALTZ: Siehts so aus, als hätte ich keinen Spaß gehabt? Es kann nicht viel besser werden. Wenn einem so ein Angebot auf einem silbernen Tablett serviert wird, kann man vor Freude und Seligkeit eigentlich nur in die Knie gehen, alles andere wäre hybrid bis zur Unmöglichkeit. Der Gipfel ist ja schon erreicht, wenn man mit jemandem, der auch noch ein Freund ist, so was machen kann. Da kann man eigentlich nichts mehr wollen.
In dem Film geht es auch ums Nibelungenlied. Haben Sie da mit Deutschstunden nachgeholfen?
WALTZ: Nein, diese Figur hieß bei ihm schon immer Brunhilde, in seiner Welt "Broomhilda". Aber wir waren zusammen in der Oper. Dort ist ihm plötzlich eine Analogie gekommen, von der er sich hat tragen lassen. Ich habe ihm jetzt nicht gesagt: "Schau mal, das ist jetzt so. Und wenn es so ist, dann ergibt sich das." Ich wäre ja dumm, wenn ich so einen Einfluss nehmen wollte. Tarantino kann Geschichten erzählen wie kein Zweiter. Warum würde ich, der ich ein weniger als mediokrer Geschichtenerzähler bin, ihm da hineinfunken wollen?
In welche Oper hatten Sie Tarantino denn geschleppt?
WALTZ: Das war die "Walküre" in einer Inszenierung von Achim Freyer in Los Angeles. Zu viel Kunst, für meinen Geschmack. . .
Wie geplättet ist man eigentlich von der Tarantino-Welt, wenn man darin arbeitet?
WALTZ: Das ist eigentlich jedes Mal der Fall, wenn man sich von Berufs wegen auf jemanden einlässt. Daran gewöhnt man sich im Lauf der Jahre und lernt, damit umzugehen. Das Prinzip funktioniert so, dass einer den Ton angibt und die anderen sich in dessen Welt begeben. Dass das immer so aufregend, inspirierend ausfällt wie bei Tarantino, kann man aber nicht behaupten.