Entringen · Ernährung

Inkawurzel: Die süße Alternative aus Peru

Bei der Suche nach Zuckerersatz sind die Entringer Ina Wagner und Felix Stöckle auf die Inkawurzel gestoßen. Und verkaufen jetzt daraus hergestellte Produkte .

09.08.2021

Von Tobias Zug

Statt Zucker: Ina Wagner und Felix Stöckle mit ihren Inkawurzel-Produkten. Privatbild

Statt Zucker: Ina Wagner und Felix Stöckle mit ihren Inkawurzel-Produkten. Privatbild

Freizeit? „Hatten wir in den letzten Monaten kaum noch“, sagt Ina Wagner. Gemeinsam mit ihrem Verlobten Felix Stöckle waren sie zu ihren hauptberuflichen Aufgaben (Stöckle ist Ingenieur bei einem Automobilunternehmen, Wagner arbeitet in der Wirtschaftsprüfung) damit beschäftigt, in ihrem Wohnort in Entringen ihr Jungunternehmen aufzubauen. Oder Start-up, wie das auf neudeutsch heißt.

Die beiden 29-Jährigen vertreiben Sirup, Kakaobohnen und Pulver aus der peruanischen Inkawurzel, auch Yacon genannt. Das Besondere am Heilgemüse der Inkas: Es ist ein Süßungsmittel, das im Vergleich zu Zucker viel weniger Kalorien hat und aus löslichen Ballaststoffen besteht, daher die Darmgesundheit fördert. „Beim Verzehr steigt der Blutzuckerspiegel nicht, man hat keinen Heißhunger und ist schneller satt“, erläutert Stöckle.

In der EU war der Verkauf von Yacon lange verboten, da es als „neuartiges Lebensmittel“ galt und daher einer gesundheitlichen Bewertung unterzogen werden musste. Erst seit sechs Jahren gilt die Pflanze als unbedenklich und darf auch in Europa frei verkauft werden. Ein Grund, warum die in Peru seit Jahrhunderten genutzte Pflanze hierzulande noch nicht so populär ist. „Als ich in meinem Umfeld darüber sprach, kannte das keiner“, sagte Wagner.

Sie selbst stieß aus einem eher traurigen Hintergrund auf Yacon: Ihr Vater hatte Lungenkrebs und sollte daher auf Zucker verzichten, da sich Krebszellen von Zucker ernähren. „Ich wollte nach Alternativen suchen, um den Krebs auszutricksen“, sagte Wagner. Dabei fand sie im Internet die Yacon-Produkte .

Wagner machte sich kundig, las eine an der Universität Hohenheim verfasste Doktorarbeit über die Pflanze und ihre Wirkung. Und war angetan. Mit Stöckle beschloss sie, die Produkte zu vertreiben und hierzulande bekannter zu machen. Sie suchten den Kontakt zum Produzenten, erstellten in ihrem Haus eine Lagerstätte für die aus Peru importierten Produkte, welche sie von zwei verschiedenen Lieferanten beziehen. Über die Sozialen Medien werben sie bereits für ihren Handel, der über das Internet läuft. „Wir wollen jetzt auch gezielt auf Bioläden zugehen“, sagte Stöckle.

Und wie schmeckt die Zuckeralternative? „Der Sirup karamellig, das Pulver fruchtig-süß und der Kakao super-schokoladig“, sagte Wagner. Auch zum Backen könne das Pulver verwendet werden, „der Kuchen wird halt etwas verfärbt“ (Wagner), nur in den Kaffee könne sie es nicht empfehlen: „Das schmeckt nicht ganz so gut.“ Zucker hätten sie jedenfalls nicht mehr im Haushalt.

Nur Wagners Vater wird die Zuckeralternative nicht mehr helfen: Er starb vor zwei Jahren an seiner Krankheit.

Vegane und glutenfreie Produkte

In ihrem Online-Shop auf inkapura.de bieten Felix Stöckle und Ina Wagner Produkte aus der Inkawurzel Yacon an, die vegan und glutenfrei sind. Dazu gibt es Informationen über die Produkte, wie sie sich von den herkömmlichen Zuckeralternativen unterscheiden. „Wir wollen da auch Aufklärungsarbeit leisten“, sagt Stöckle. Koch- und Backrezepte gibt es auf der Seite ebenfalls. „Das schmeckt alles wirklich gut“, sagt Wagner, „ich habe mich selbst davon überzeugt.“