Verbraucherpreise

Inflation niedrig wie seit Jahren nicht

Energie wurde billiger, für Lebensmittel zahlten die Kunden mehr. Für 2021 erwarten Experten einen Anstieg.

20.01.2021

Von DPA

EZB-Chefin Christine Lagarde. Foto: Francisco Seco/Pool AP/dpa

EZB-Chefin Christine Lagarde. Foto: Francisco Seco/Pool AP/dpa

Frankfurt/Main. Um gerade mal ein halbes Prozent sind die Preise in Deutschland 2020 gestiegen. So schwach war die Inflation zuletzt 2016, schwächer war der Anstieg mit 0,3 Prozent nur 2009 in der Wirtschafts- und Finanzkrise. Im zweiten Halbjahr ist die Rate in keinem einzigen Monat über die Nulllinie geklettert, in fünf Monaten des vergangenen Jahres war sie gegenüber dem Vorjahresmonat sogar negativ, zuletzt im Dezember mit minus 0,3 Prozent. 2019 lag die Inflationsrate bei 1,4 Prozent.

Das Statistische Bundesamt macht für den schwachen Preisanstieg vor allem die stark gesunkenen Energiepreise und die Senkung der Mehrwertsteuer im zweiten Halbjahr 2020 verantwortlich. Zeitweise lag die Sparquote bei 20 Prozent. Diesen Teil des verfügbaren Einkommens haben sie zur Seite gelegt. Im Jahresschnitt waren es, so das Statistische Bundesamt, 16,3 Prozent, ein neuer Höchstwert.

Energie verbilligte sich 2020 insgesamt um 4,8 Prozent mit einer erheblichen Spanne: Heizöl war um 25,9 Prozent günstiger als 2019, Diesel um 11 und Superbenzin um 9,6 Prozent. Dagegen verteuerte sich Erdgas um 0,3 und Strom sogar um 3 Prozent. Nach Angaben der Statistiker waren Nahrungsmittel mit einem Aufschlag von 2,4 Prozent überdurchschnittlich teurer. Für Fleisch und Wurst mussten die Verbraucher gut 6 Prozent mehr bezahlen, für Obst 7 Prozent. Auch die Preise für die Dienste sozialer Einrichtungen, beim Friseur und für die Körperpflege zeigten mit 5,2 und 4,1 Prozent deutlich nach oben. Netto-Kaltmieten erhöhten sich im Schnitt um 1,4 Prozent. Dagegen waren Bahnfahrkarten im Fernverkehr fast 15 Prozent billiger als 2019. Hauptgrund war die Absenkung der Mehrwertsteuer von 19 auf 7 Prozent.

In diesem Jahr dürften die Preise deutlich stärker steigen, aber auch nicht übermäßig stark. „Inflation ist die letzte meiner Sorgen“, sagt Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Die Bundesbank erwartet für 2021 in Deutschland eine Inflationsrate von 1,8 Prozent, 2023 gehe sie wieder auf 1,6 Prozent zurück. Die führenden Wirtschaftsinstitute sagen 1,4 Prozent voraus. Ähnlich sieht es die Europäische Zentralbank (EZB). 2021 rechnet sie für die Eurozone mit 1,0 Prozent, auch 2023 nur mit 1,4 Prozent. Präsidentin Christine Lagarde spricht von nur verhaltenem Preisdruck. Rolf Obertreis

Zum Artikel

Erstellt:
20.01.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 07sec
zuletzt aktualisiert: 20.01.2021, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.

Push aufs Handy

Die wichtigsten Nachrichten direkt aufs Smartphone: Installieren Sie die Tagblatt-App für iOS oder für Android und erhalten Sie Push-Meldungen über die wichtigsten Ereignisse und interessantesten Themen aus der Region Tübingen.

Newsletter


In Ihrem Benutzerprofil können Sie Ihre abonnierten Newsletter verwalten. Dazu müssen Sie jedoch registriert und angemeldet sein. Für alle Tagblatt-Newsletter können Sie sich aber bei tagblatt.de/newsletter auch ohne Registrierung anmelden.
Das Tagblatt in den Sozialen Netzen
    
Faceboook      Instagram      Twitter      Facebook Sport
Newsletter Wirtschaft: Macher, Moneten, Mittelstand
Branchen, Business und Personen: Sie interessieren sich für Themen aus der regionalen Wirtschaft? Dann bestellen Sie unseren Newsletter Macher, Moneten, Mittelstand!