Bücher

In der Vermittlerrolle

Die viel beachtete Sammlung des Heidelberger Verlegers Georg Stein soll in andere Hände gegeben werden.

09.11.2021

Von epd

Heidelberg. Seit mehr als drei Jahrzehnten informiert der Heidelberger Verleger Georg Stein die Öffentlichkeit mit seinem „Nahostarchiv Heidelberg“ über den Nahen Osten, den israelisch-palästinensischen Konflikt sowie die arabisch-islamische Welt. „Ich möchte vermitteln zwischen den Konfliktparteien, sie miteinander ins Gespräch bringen, vor allem aber auch mehr Hintergründe über diesen komplexen Konflikt liefern, seriös und unabhängig,“ sagt der 66-jährige studierte Politikwissenschaftler. Nun will Stein sein Nahostarchiv ohne finanzielle Interessen in andere Hände weitergeben. Derzeit sucht er in Heidelberg neue Räume für seine bundesweit wohl einmalige Sammlung.

Das Archiv befindet sich in einem Altbau im Herzen Heidelbergs und ist Steins Palmyra-Verlag angeschlossen. Der gebürtige Odenwälder hat rund 4000 Bücher und 600 Broschüren, eine umfangreiche Zeitungs-, Zeitschriften- und Fotosammlung sowie Filme und Videos zusammegetragen. Zu den Nutzern des Archivs zählen Historiker, Juristen, Theologen, Lehrer, Studierende, Schüler und Nahost-Reisende.

Zudem organisiert der ehemalige Journalist Lesungen und Diskussionsveranstaltungen mit israelischen, palästinensischen und anderen arabischen Publizisten. Zu den Autoren seines Verlags zählen der verstorbene israelische Träger des alternativen Nobelpreises, Uri Avnery, der ebenfalls verstorbene palästinensisch-amerikanische Kulturkritiker Edward W. Said sowie der aus Syrien stammende Erzähler Rafik Schami.

Stein vermittelt auch Kontakte nach Nahost, etwa an Bildungseinrichtungen, politische Stiftungen und Parteien oder Kommunen. Besonders stolz ist der Verleger, dass er einst von Johannes Rau, dem Bundespräsidenten von 1999 bis 2004, gemeinsam mit Avnery zu einem Hintergrundgespräch ins Schloss Bellevue nach Berlin eingeladen wurde.

Trotz seiner Enttäuschung über die derzeitige Sprachlosigkeit zwischen Israelis und Palästinensern auf politischer Ebene arbeitet Stein weiter für eine Versöhnung im Heiligen Land. „Es gibt nur Frieden in Form von Gerechtigkeit, das ist im Interesse beider Völker.“ epd