Konkurrenz ums Altpapier

In Rottenburg war die Blaue Tonne für die Vereine noch nicht spürbar

Die Einführung der Altpapier-Tonne macht den Vereinen Konkurrenz. Die bessern mit der Papiersammlung normalerweise ihre Vereinskassen auf.

30.01.2018

Von Werner Bauknecht

Altpapiersammlung des FC Rottenburg am vergangenen Samstag. Auf den Bildern ist in der Mitte Bernd Gaiser mit zwei A-Jugend-Spielern zu sehen. Gaiser ist Trainer beim FC Rottenburg. Bild: Bauknecht

Altpapiersammlung des FC Rottenburg am vergangenen Samstag. Auf den Bildern ist in der Mitte Bernd Gaiser mit zwei A-Jugend-Spielern zu sehen. Gaiser ist Trainer beim FC Rottenburg. Bild: Bauknecht

Seit 2018 bietet der Landkreis die Blaue Tonne zum Sammeln von Altpapier an. Bisher war das Einsammeln von Altpapier eine Domäne von Vereinen. Durch die ehrenamtliche Sammlung des Papiers konnte die Kasse jeweils um mehrere Tausend Euro aufgebessert werden. Nicht schlecht in Zeiten, in denen in vielen Vereinskassen Ebbe ist.

In der Kernstadt gab es bislang alle acht Wochen eine Sammlung. So kamen zehn Sammlungen im Jahr zustande. Aufgrund der Unsicherheit, wie die Blaue Tonne sich auswirkt, haben sie die Sammlungen auf sieben pro Jahr in der Kernstadt reduziert.

Die Blaue Tonne war ursprünglich als Sammeltonne für die Haushalte gedacht, um die Vereinssammlungen abzulösen. So zumindest entschied der Tübinger Kreistag, stellte die Einführung der Tonne allerdings als „Erweiterung der bisherigen Bündelsammlungen“ dar. Dazu passte auch, dass das Landratsamt empfahl, weiterhin die Vereinssammlungen zu unterstützen und sperrige Abfallgüter wie Kartonagen in die Tonnen zu stopfen, das hochwertigere Zeitungspapier aber den Vereinen zu überlassen.

Der FC Rottenburg begann am Wochenende als erster Verein mit der Bündelsammlung parallel zum Einsatz der Blauen Tonne. Jugendleiter Martin Haug war sich unsicher, wie weit die Tonne das Sammelergebnis beeinflusst. „Wir sind quasi die Piloten“, sagte er. „Da wird man sehen, ob sich der Aufwand noch rentiert.“ Immerhin um die 40 Vereinsmitglieder halfen mit. Treffpunkt war am Samstagmorgen um 7 Uhr. Zuerst wurden die Sammelgebiete aufgeteilt.

In der Kernstadt keine Traktoren

„In der Kernstadt können wir nicht mit Traktoren rumfahren und das Zeug aufladen“, erklärte Martin Haug. „Da müssen wird die Wagen mieten. Die Firma Steger stellt uns zwei Transporter inklusive ortskundigen Fahrern zur Verfügung.“ Die Kosten dafür schmälern das Sammelergebnis. Die Traktoren, die in den Stadtteilen herumkutschieren, werden in der Regel von Vereinen oder Unternehmen kostenlos zur Verfügung gestellt.

In den vergangenen Jahren kamen bei einer Sammlung in der Kernstadt zwischen 100 und 130 Tonnen zusammen. Haug erinnert sich noch, wie der Papierpreis im Keller war und sich die Sammlung kaum noch lohnte. Inzwischen wird pro Tonne 49 Euro Festpreis bezahlt. Etwa die Hälfte davon – vielleicht auch mehr – geht in die Vereinskasse.

Er sei in den vergangenen Wochen ein paar Mal durch die Stadt gelaufen, erzählt Martin Haug, und da seien ihm die Blauen Tonnen schon aufgefallen. Er sieht ein Problem bei der Einführung der Tonne: „Wenn mal die Papierpreise nicht mehr stimmen und Firmen wie Alba oder Bogenschütz, die für Rottenburg zuständig sind, nichts mehr verdienen, sind die schnell wieder raus. Aber dann sind die Strukturen schon zerstört, die jetzt noch funktionieren.“

Außer in der Kernstadt sammeln die Rottenburger Vereine noch in Bad Niedernau. Zu den Vereinen, die sich die Einsätze aufteilen, gehören die Narrenzunft, die Jugend, der TV Rottenburg, Bürgerwache, Stadtkapelle – und einen Termin teilen sich alle Vereine.

Gemeinden wie Baisingen, Eckenweiler, Schwalldorf und Hirrlingen haben sich bereits von der Bündelsammlung verabschiedet. Dort holt die Firma Renz das Papier ab. In Ergenzingen und Hemmendorf gibt es reduzierte Bündelsammlungen ab 2018, die anderen Stadtteile sammeln wie gehabt – also zehn Mal im Jahr.

130 Tonnen Altpapier

Dass es mit der Blauen Tonne nicht immer funktioniert, zeigte sich schon bei der ersten Abholung im Januar. So standen die Tonnen im Kastanienweg, die am 17. Januar abgeholt werden sollten, am 29. Januar noch immer vor dem Haus – ungeleert. Nach einem Anruf beim Landratsamt versprach das Unternehmen, sich darum zu kümmern. „Wir müssen erst einmal herausfinden, was da schief gelaufen ist“, hieß es am Telefon. Bei Vereinen, so Haug, passiere das nicht. „Die haben ihren Termin und fertig.“

Wie sich am Sonntag herausstellte, waren die Befürchtungen des Jugendleiters grundlos. „Es lief gut mit der Abholaktion“, berichtete Martin Haug gestern am Telefon. 130 Tonnen Altpapier wurden vom FC Rottenburg am Samstag gesammelt – so viel wie immer.

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Erstellt:
30.01.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 00sec
zuletzt aktualisiert: 30.01.2018, 01:00 Uhr

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