Freibad bleibt dicht

In Herrenberg ist jetzt der Gutachter gefragt

Die Herrenberger haben bislang mit ihrem Naturfreibad wenig Glück. Schon im vergangenen Jahr mussten sie es wegen erhöhter Konzentration eines Bakteriums zweimal schließen, in diesem Jahr war es auch schon neun Tage dicht. Jetzt hat sich der Keim abermals breit gemacht. Die Saison ist gelaufen.

10.08.2016

Von ede

Naturfreibad Herrenberg. Archivbild: Bauer

Naturfreibad Herrenberg. Archivbild: Bauer

Herrenberg. Im Frühjahr vergangenen Jahres war das große chlorfreie Schwimmbad mit 50-Meter-Sportbecken eröffnet worden – das einzige Freibad dieser Art weit und breit, mit ökologischer Wasseraufbereitung, mit einem ausgeklügelten Filtersystem (wir berichteten). Einer dieser Filter, der Neptunfilter, scheint jedoch wieder Probleme zu machen.

Denn abermals wurde eine viel zu hohe Konzentration des Bakteriums Pseudomonas aeruginosa gemessen. Bei 100 Koloniebildenden Einheiten (KBE) pro 100 Milliliter Wasser liegt der Grenzwert, Messungen ergaben am vergangenen Donnerstag an zwei Stellen Werte von mehr als 200 KBE. Die Stadtwerke reagierten. Am Montagnachmittag schlossen sie das Naturfreibad.

Der Keim vermehrte sich, obwohl die Planer nach der neuntägigen Schließung in diesem Jahr einen reibungslosen Badebetrieb ist Aussicht gestellt hatten. Von Woche zu Woche stieg die Pseudomonaden-Konzentration an. Der reibungslose Badebetrieb dauerte nur vier Wochen.

Für gesunde Menschen sei das Bakterium Pseudomonas aeruginosa nicht gefährlich, so Stadtwerke-Chef Florian Müller gegenüber dem TAGBLATT. Doch wenn geschwächte Ältere und Säuglinge eine offene Stelle hätten, könne der Kontakt mit dem Bakterium zu Entzündungen führen. Stadt und Stadtwerke entschlossen sich daher: „Die Sicherheit der Badegäste hat oberste Priorität.“ Nun ist das Naturfreibad für den Rest der Saison geschlossen. Erst einmal soll die Ursache der wiederkehrenden starken Keimbelastung ermittelt werden.

Für den Stadtwerke-Chef haben die bisherigen „Maßnahmen nicht ausgereicht“, sagte er dem TAGBLATT. Der Neptunfilter, „das Herzstück der Wasseraufbereitung“, soll auch die Bakterien abziehen. Das tut er offensichtlich nicht ausreichend. Müller: „Der Filter arbeitet nicht richtig.“

Ob es am Granulat im Filter liegt, oder ob es Fehler bei der Bauausführung gegeben hat, soll nun ein Gutachter klären. Mit ihm ist Müller in Kontakt. Ende der Woche rechnet er auch mit dem erneuten Besuch der Planer aus Bremen und Bamberg.

Nicht betroffen von der Schließung ist der Kinderbereich. Der wird konventionell mit Chlor aufbereitet, so Müller. So könnten die Kleinen mit ihren Mamas und Papas wenigstens etwas planschen. Müller: „Es ist der Versuch, die Schmerzen möglichst gering zu halten.“ Ob Saisonkarteninhaber für die viel zu früh beendete Badesaison eine Entschädigung erhalten, wird der Gemeinderat entscheiden, sagte Müller. Er hoffe auf eine „kulante Lösung“.

Das Personal werde man um Saisonkräfte reduzieren, so Müller. Eine Aufsicht brauche jedoch das Freibad im Kinderbereich, und Mitarbeiter müssten sich um die Technik des Naturfreibads kümmern, das weiterhin betrieben werde und auch gereinigt werden müsse.