Corona

Impfunwillige sollen künftig selbst zahlen

Die Spitzen der Ärzteschaft fordern ein Ende der Gratis-Tests, sobald alle die Möglichkeit zur Immunisierung haben.

16.07.2021

Von Dieter Keller (mit dpa)

Ärztepräsident Klaus Reinhardt. Foto: Gregor Fischer/dpa

Ärztepräsident Klaus Reinhardt. Foto: Gregor Fischer/dpa

Berlin. Die Forderungen mehren sich, Impfunwillige sollten keine kostenlosen Corona-Tests mehr bekommen. Ab Herbst, wenn alle Erwachsenen eine Chance zur Impfung hatten, sollte dieses Angebot des Staates eingestellt werden, sind sich Ärztepräsident Klaus Reinhardt und der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, einig. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) äußerte sich ähnlich, bekam deswegen aber Ärger mit seinem Koalitionspartner, den Freien Wählern.

Derzeit hat jeder noch einen Anspruch auf zwei Gratistests pro Woche, die der Bund bezahlt. Das Testen solle nicht dauerhaft kostenlos sein, insbesondere wenn es für Dinge des täglichen Lebens gebraucht werde, sagte der Chef der KBV, Andreas Gassen. Das ist derzeit etwa bei Urlaubsreisen oder Kinobesuchen der Fall.

Anreiz für Impfung?

Ärztepräsident Reinhardt will sowohl Schnell- als auch PCR-Tests in Zukunft nicht mehr kostenlos anbieten. Die PCR-Tests sind sicherer, aber auch langwieriger und obendrein auch deutlich teurer. „Es darf eben am Ende nicht so sein, dass die Gemeinschaft für den Impfunwillen Einzelner aufkommen muss“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Wir müssen das Gesundheitswesen ausreichend finanzieren“, meinte Gassen mit Blick auf seine Klage, dass 20 Euro für die Impfung in einer Arztpraxis zu wenig seien, insbesondere wenn zudem immer mehr Beratung nötig sei.

Söder sieht im Abschaffen der kostenlosen Tests auch einen stärkeren Anreiz, sich impfen zu lassen. Er stellte mehr Freiheiten für Geimpfte in Aussicht, etwa den Wegfall von Quarantäne-Vorschriften und „ab Herbst auf jeden Fall die Öffnung von Clubs und Nachgastronomie“. Dagegen erklärte der Chef der Freien Wähler, Hubert Aiwanger, neben dem Impfen müsse auch das Testen weiterverfolgt werden.

Wenn die Mehrheit der Menschen geimpft ist, hält es Gassen nicht mehr für akzeptabel, den Alltag weiter für alle einzuschränken. Eine Herdenimmunität sei durch die Impfungen nicht zu erzielen. Sie könnten Infektionen nicht völlig verhindern, sondern nur vor einem schweren Verlauf und Tod schützen. Für wenig sinnvoll hält er es, auch Kinder und Jugendliche zu impfen. Ihr Risiko einer schweren Erkrankung sei sehr gering, schloss er sich der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) an.

Die Zahl der Neuinfektionen steigt weiter deutlich: Am Donnerstag meldete das Robert-Koch-Institut 1642. Eine Woche zuvor waren es 970. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag bei 8,0 nach 7,1 am Vortag.

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Erstellt:
16.07.2021, 06:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 16.07.2021, 06:00 Uhr

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