Arabisches Filmfestival

Im Strudel der Gewalt

In dem harten Politthriller „Terminal Sud“ gleitet ein Mittelmeerland in den Terror ab.

09.10.2019

Von dhe

Wie aus dem Nichts sickert die Gewalt in das nicht näher bezeichnete Land ein, wo der Chirurg Zy (Ramzy Bedia) seine belastende Arbeit mit viel Whisky und Nikotin gerade noch aushält. In seinem Krankenhaus flickt er Schwerverletzte wieder zusammen, denen eine Niere weggeschossen wurde, wenn ihnen nicht noch Schlimmeres widerfahren ist. Oder er versucht Menschen zu helfen, die unter stressbedingten Beschwerden leiden, seit ein naher Angehöriger verschwunden ist. Seiner Frau Hazia (Vanessa Liautey) kommt er vor wie ein Phantom, die leere Hülle des Mannes, den sie einst liebte. Sein aus ihrer Sicht übertriebenes Pflichtbewusstsein verbietet ihm, das Land zu verlassen.

Der französisch-algerische Regisseur Rabah Ameur-Zaïmeche („Dernier Maquis“), geboren 1966, kam als Zweijähriger mit seinen Eltern nach Frankreich. Sein beklemmendes Thrillerdrama bezieht sich nicht explizit auf die Jahre des Terrors im Algerien der 1990er Jahre. Weil die wachsende Bedrohung, die sich auf die Figuren herabsenkt, sich nicht ohne Weiteres lokalisieren lässt, wirkt sie noch stärker und überträgt sich ziemlich direkt auch auf den Zuschauer.

Über den Fall des Arztes hinaus bekommt der Film dadurch eine allgemeinere politische Dimension und weitet sich zur furchterregenden Dystopie eines Staates, in der Polizei und Militär nicht mehr Instanzen des Gewaltschutzes, sondern unberechenbar geworden sind. Sogar Journalisten sprechen nur hinter vorgehaltener Hand über eine Serie von Hinterhalten. Opfer beteuern, zum ersten Mal sei ihnen so etwas passiert – als wollten sie die Gewaltexzesse möglichst weit von sich wegrücken. Es dauert nicht lange, bis auch der Chirurg aus seiner Beobachter- und Nothilfeposition herausgeschleudert wird. (Arsenal, 9.10., 20 Uhr. Englische Untertitel).