Angelika Bachmann über selbsterklärende Beschilderungen
Ich fahr gleich weiter, muss nur erst lesen
Das Leben ist ganz schön kompliziert, wenn man zügig voran kommen will. Andere wollen das nämlich auch.
Und damit es an den Kreuzungen nicht rummst und man jederzeit den richtigen Weg einschlägt, haben schlaue Menschen sich ein System einfallen lassen: die Beschilderung der Verkehrswege. Oder, in Amtsdeutsch: Verkehrszeichen und Verkehrseinrichtungen. Näheres regelt der §45 der Straßenverkehrsordnung.
Zur Orientierung nutzt der Mensch seine Sinne. Der dominanteste ist, wie man weiß, der Sehsinn. Deshalb wird der Straßenverkehr durch sich selbst erklärende oder einfach gestaltete Straßenschilder geregelt. Man versteht sie in Bruchteilen von Sekunden und reagiert nahezu intuitiv, ohne nachzudenken. Außer: wohlmeinende Menschen packen sieben Verkehrsschilder übereinander an Laternenpfosten oder stellen sie in wenigen Metern Abstand in Reihe.
Wer offenen Auges und wachen Sinnes durch die Stadt geht und fährt, hat viel zu studieren. Demnächst pappe ich mir einen Aufkleber hinten aufs Auto: „Fahre gleich weiter, muss nur erst lesen.“ Glücklicherweise sind die meisten Autofahrer mit Autopilot oder Navi unterwegs. Sonst würde auf der Tübinger Neckarbrücke (Bild links oben) manch Auswärtiger vor der Beschilderung anhalten und rätseln: Wo ist die Nürtinger Straße? Was heißt 12 tG? Und gilt jetzt das Verbot für 16 tG (weil es das Weitergehende ist)? Oder für 12 tG (weil dieses Schild das andere fast verdeckt)?
Viel ist in dieser Zeitung schon geschrieben worden über die Tübinger Karlstraße als Fahrradstraße. Die dort geltenden Verkehrsregeln hat sicher jeder Leser auswendig gelernt und damit parat. Ich möchte deshalb an dieser Stelle nur auf den Schilderstapel am Eingang der Fahrradstraße (links unten) hinweisen, der gekrönt ist von einem Verkehrszeichen, das man eigentlich gar nicht missverstehen kann: Dies ist eine Sackgasse für Fußgänger und Radfahrer.
Auch sehr schön: Die Beschilderung unterhalb der Neckarbrücke in luftiger Höhe für Radfahrer (rechts). Hat jemand ein Fernglas dabei? Oder ist das eh egal, weil ohnehin kein Mensch mehr das Literatur-Klima-Neckartal-Wein-Sonstnochwas-Wirrwarr an Themen-Radwegen durchschaut? Wenigstens Fußgängern wird klar und deutlich erkennbar die Richtung gewiesen: Zum Zentrum geht’s rechts – ins Neckarparkhaus.
Schicken Sie uns interessante Ausschilderungen!
Wer weitere interessante Ausschilderungen und Verkehrseinrichtungen kennt, kann diese gerne an redaktion@tagblatt.de schicken. Wir werden sie dann gerne (samt Erklärung) veröffentlichen.