Bargeld beliebt

IHK: Handel hält nichts von Obergrenze

Eine Blitzumfrage der IHK Reutlingen zeigt: Der Groß- und Einzelhandel hält nichts von einer Bargeldobergrenze von 5000 Euro. Die Firmen bezweifeln, ob sich damit tatsächlich Geldwäsche eindämmen lässt, so wie es das Bundesfinanzministerium vorgeschlagen hat.

11.03.2016

Tübingen/Reutlingen. Die Umfrage unter den Mitgliedern des IHK-Handelsausschuss zeigt: Die deutschen Kunden sind immer noch gerne Barzahler, auch wenn größere Summen natürlich immer häufiger über Karten und Abbuchungen erledigt werden. Nach einer Studie des EHI Retail Instituts werden knapp 54 Prozent aller Zahlungen im deutschen Einzelhandel bar abgewickelt. Mit knapp 25 Prozent folgt EC-Cash.

Laut IHK-Umfrage gibt es nach wie vor Fälle, in denen es ohne Bargeld nicht geht. Im Gebrauchtwagenhandel beispielsweise werden Fahrzeuge oftmals online recherchiert, vor Ort in Augenschein genommen und dann gekauft (oder auch nicht). Da der Kunde vorher nicht weiß, ob er kaufen wird, kann er nicht überweisen. Kreditkarten sind meist nicht für hohe Beträge frei geschaltet. In der Regel bleibt nur die Barzahlung, wenn der Kunde nicht persönlich bekannt ist. „Für das Gebrauchtwagengeschäft wäre es eine Katastrophe, die Bargeldhöhe zu limitieren. Dort, wo Fahrzeuge nicht nur von Privatkunden gekauft werden, ist dieses Geschäft auch international. Diese Kunden würden wegbleiben“, erläutert IHK-Handelsexpertin Karin Goldstein die Folgen. Bereits heute müssen Unternehmen, die mit bestimmten hochpreisigen Waren handeln, einen Geldwäschebeauftragten ernennen. Barzahlungen, die über 15 000 Euro liegen, müssen dokumentiert werden.

Auch der Großhandel sieht sich betroffen. Dort ist es üblich, dass Problem-Kunden, die hohe Außenstände haben, neue Ware bar bezahlen müssen. Entsprechende Posten liegen durchaus über 5000 Euro. „Hier wird in Geschäftsbeziehungen eingegriffen, die nichts mit Terrorismus oder Geldwäsche zu tun haben. Viele Händler haben das Gefühl, dass hier deutlich über das Ziel hinausgeschossen wird“, so Karin Goldstein. Statt Kontrollen aus- und zusätzliche Regulierungen aufzubauen gibt es aus Sicht der Handelsexpertin wichtigere und effizientere Schritte, Geldwäsche zu verhindern. „Wir haben aus keinem der zwölf europäischen Länder, die Bargeldobergrenzen kennen, gehört, dass damit terroristische Aktivitäten eingedämmt worden wären.“ ST

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Erstellt:
11.03.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 55sec
zuletzt aktualisiert: 11.03.2016, 01:00 Uhr

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