I, Tonya

I, Tonya

Mockumentary über die Eiskunstläuferin und „Eishexe“ Tonya Harding, die in einen Anschlag auf ihre Konkurrentin verwickelt war.

21.03.2018

Von Madeleine Wegner

I, Tonya
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Obwohl sie die erste Frau war, die einen dreifachen Axel erfolgreich bei einer Kür zeigte, wurde Tonya Harding weltweit vor allem als „Eishexe“ bekannt. Weniger mit ihrem athletischen Können wird der Name der früheren Eiskunstläuferin in Verbindung gebracht, sondern vor allem mit der Eisenstangen-Attacke auf ihre schärfste Konkurrentin Nancy Karrigan am 6. Januar 1994.

In der Mockumentary „I, Tonya“ spielt Margot Robbie die blonde, junge Sportlerin, die sich eigensinnig durchs Leben kämpft. In Interviewsequenzen erzählt sie rauchend und abgebrüht ihre Version der Geschichte. Eiskalt, armselig verbittert und scheinbar herzlos gibt derweil Mutter LaVona ihren Senf dazu. Diese Figur ist im Grunde nur erträglich, weil Allison Janney sie stets an die Grenze der Parodie führt. Für diese Rolle gewann die Schauspielerin einen Oscar.

So gelingt es dem Film gut, die Geschichte nicht nur aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten, sondern auch in der Schwebe zu lassen, wie sich damals alles „in Wahrheit“ zugetragen hat. Der Film hat einen hervorragenden Ansatz, tolle Schauspieler und eine unglaubliche Geschichte. Viele Szenen und auch Choreografien zeugen von einer erstaunlichen, dokumentarischen Detailverliebtheit. Schade ist jedoch, dass er dieses Potenzial teils verschenkt und die Mockumentary unnötig auf zwei Stunden ausdehnt (Regie: Craig Gillespie, Drehbuch: Steven Rogers). Nachdem Tonya zum wiederholten Mal von ihrem Mann Jeff Gillooly (Sebastian Stan) brutal zusammengeschlagen wurde und nachdem ihre Mutter sie unermüdlich beschimpft und attackiert, dürfte auch dem letzten Zuschauer klar sein, dass Tonya eine äußerst harte Kindheit und Jugend hatte, die sich auch in ihrer späteren ungesunden Partner-Wahl spiegelt. Tonya wächst nicht nur in Armut auf, sondern auch in einer gewalttätigen, frauenfeindlichen Umwelt. Selbst wenn sie zurückschlägt, zurückschießt und trotzig weiterkämpft: In den Augen der Jury ist sie nie gut genug, weil sie nicht weiblich genug ist in ihrem Auftreten.

Hervorragende Schauspieler, schier unglaubliche Figuren– leider ist die Geschichte zu sehr in die Länge gezogen.

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Erstellt:
21.03.2018, 16:36 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 00sec
zuletzt aktualisiert: 21.03.2018, 16:36 Uhr

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