Tübingen · Tradition

Über tausend Feiernde kommen am Heiligen Morgen in die Tübinger Altstadt

Am Morgen des 24. Dezembers versammelten sich wieder sehr viele Menschen auf dem Tübinger Marktplatz, um alte Bekannte wiederzusehen.

24.12.2022

Von Aleksandar Mitrevski

Ein Anblick wie vor Ausbruch der Corona-Pandemie: Am 24. Dezember trafen sich wieder viele Menschen zum Trinken und Quatschen in der Tübinger Altstadt. Bild: Klaus Franke

Ein Anblick wie vor Ausbruch der Corona-Pandemie: Am 24. Dezember trafen sich wieder viele Menschen zum Trinken und Quatschen in der Tübinger Altstadt. Bild: Klaus Franke

Der Schnee und die Kälte der letzten Wochen sind an diesem Samstagmorgen vergessen: Bei trockenem Wetter und fast 15 Grad Celsius ist in der Tübinger Altstadt am Morgen des 24. Dezembers noch gut was los: Die Leute sitzen in den Cafés oder sind mit prall gefüllten Taschen unterwegs, Last-Minute-Weihnachtseinkäufe machen.

Voller Platz nach langer Pause

Das eigentliche Großgeschehen aber spielt sich auf und um den Marktplatz herum ab. Nach fast drei Jahren Abstinenz versammeln sich die Menschen wieder, um den Heiligen Morgen zu feiern. Die inoffizielle Tradition besteht nun seit rund 30 Jahren. Familie und alte Freunde – egal ob dageblieben oder weggezogen – sie alle treffen sich bis etwa 15 Uhr am Marktplatz. Viele sind mit ihren eigenen Getränken und Speisen gekommen, doch auch bei den anliegenden Kneipen und Bars, dem Ranitzky, Weinhaus Beck, dem Lichtenstein und der Marktschenke, ist Hochbetrieb.

Schon vor 11 Uhr bildete sich vor der Marktschenke eine riesige Menschentraube. Kein Wunder, denn die Stehtische sind bei den Feiernden heiß begehrt. Ebenso viele Menschen stehen vor dem Weinhaus Beck und am Brunnen herum. Die laute Musik aus dem Weinhaus sorgt für Partystimmung. In der langen Schlange zur Getränkeausgabe wird noch in letzter Minute laut nach hinten über die Käufe kommuniziert und verrechnet. „Zwei Gläser kosten 5 Euro, eine Flasche 15“, ruft ein Mann und versucht, seine Frau vom Kauf der ganzen Flasche Wein zu überzeugen.

Am Stand des Ranitzky geht es nicht weniger hektisch zu. Als „sportlich“ und eine „große logistische Aufgabe“ bezeichnet Inhaberin Martina Neff die Aufgaben der vier Aushilfen an diesem Morgen. Krankheitsbedingt gibt es viele Ausfälle, daher hat sie die Innenräume des Lokals schließen müssen, die sonst immer ausgebucht sind, beklagt sie. Gekonnt verkauft sie während des Gesprächs eine ganze Flasche Prosecco an einen älteren Herren. „Noch nicht gefrühstückt?“, fragt sie scherzhaft den Besucher. „Wenn die Gäste sich freuen“, so Neff, „dann haben wir auch eine schöne Zeit.“

Der Heilige Morgen in Tübingen

/
Ein Anblick wie vor Ausbruch der Corona-Pandemie: Am 24. Dezember trafen sich wi...
Ein Anblick wie vor Ausbruch der Corona-Pandemie: Am 24. Dezember trafen sich wieder viele Menschen zum Trinken und Quatschen in der Tübinger Altstadt. Bild: Klaus Franke

© Klaus Franke

Ein Anblick wie vor Ausbruch der Corona-Pandemie: Am 24. Dezember trafen sich wi...
Ein Anblick wie vor Ausbruch der Corona-Pandemie: Am 24. Dezember trafen sich wieder viele Menschen zum Trinken und Quatschen in der Tübinger Altstadt. Bild: Klaus Franke

© Klaus Franke

Ein Anblick wie vor Ausbruch der Corona-Pandemie: Am 24. Dezember trafen sich wi...
Ein Anblick wie vor Ausbruch der Corona-Pandemie: Am 24. Dezember trafen sich wieder viele Menschen zum Trinken und Quatschen in der Tübinger Altstadt. Bild: Klaus Franke

© Klaus Franke

Ein Anblick wie vor Ausbruch der Corona-Pandemie: Am 24. Dezember trafen sich wi...
Ein Anblick wie vor Ausbruch der Corona-Pandemie: Am 24. Dezember trafen sich wieder viele Menschen zum Trinken und Quatschen in der Tübinger Altstadt. Bild: Klaus Franke

© Klaus Franke

Ein Anblick wie vor Ausbruch der Corona-Pandemie: Am 24. Dezember trafen sich wi...
Ein Anblick wie vor Ausbruch der Corona-Pandemie: Am 24. Dezember trafen sich wieder viele Menschen zum Trinken und Quatschen in der Tübinger Altstadt. Bild: Klaus Franke

© Klaus Franke

Ein Anblick wie vor Ausbruch der Corona-Pandemie: Am 24. Dezember trafen sich wi...
Ein Anblick wie vor Ausbruch der Corona-Pandemie: Am 24. Dezember trafen sich wieder viele Menschen zum Trinken und Quatschen in der Tübinger Altstadt. Bild: Klaus Franke

© Klaus Franke

Ein Anblick wie vor Ausbruch der Corona-Pandemie: Am 24. Dezember trafen sich wi...
Ein Anblick wie vor Ausbruch der Corona-Pandemie: Am 24. Dezember trafen sich wieder viele Menschen zum Trinken und Quatschen in der Tübinger Altstadt. Bild: Klaus Franke

© Klaus Franke

Ein Anblick wie vor Ausbruch der Corona-Pandemie: Am 24. Dezember trafen sich wi...
Ein Anblick wie vor Ausbruch der Corona-Pandemie: Am 24. Dezember trafen sich wieder viele Menschen zum Trinken und Quatschen in der Tübinger Altstadt. Bild: Klaus Franke

© Klaus Franke

Ein Anblick wie vor Ausbruch der Corona-Pandemie: Am 24. Dezember trafen sich wi...
Ein Anblick wie vor Ausbruch der Corona-Pandemie: Am 24. Dezember trafen sich wieder viele Menschen zum Trinken und Quatschen in der Tübinger Altstadt. Bild: Klaus Franke

© Klaus Franke

Ein Anblick wie vor Ausbruch der Corona-Pandemie: Am 24. Dezember trafen sich wi...
Ein Anblick wie vor Ausbruch der Corona-Pandemie: Am 24. Dezember trafen sich wieder viele Menschen zum Trinken und Quatschen in der Tübinger Altstadt. Bild: Klaus Franke

© Klaus Franke

Ein Anblick wie vor Ausbruch der Corona-Pandemie: Am 24. Dezember trafen sich wi...
Ein Anblick wie vor Ausbruch der Corona-Pandemie: Am 24. Dezember trafen sich wieder viele Menschen zum Trinken und Quatschen in der Tübinger Altstadt. Bild: Klaus Franke

© Klaus Franke

Ein Anblick wie vor Ausbruch der Corona-Pandemie: Am 24. Dezember trafen sich wi...
Ein Anblick wie vor Ausbruch der Corona-Pandemie: Am 24. Dezember trafen sich wieder viele Menschen zum Trinken und Quatschen in der Tübinger Altstadt. Bild: Klaus Franke

© Klaus Franke

Ein paar Meter weiter läuft der Betrieb am Stand der Bar Lichtenstein ebenfalls auf Hochtouren. Während zwei Mitarbeiterinnen ausschenken, schleppt Sascha Gschwind Töpfe voller Glühwein aus der Bar die Steigung hoch und leere runter. Auch sie müssten sich personell mit vielen Ausfällen auseinandersetzen. Vor knapp drei Jahren, als die Bar das erste Mal am Heiligen Morgen mit einem Stand vertreten war, sei es etwas einfacher gewesen, so Gschwind. Die Tradition des Heiligen Morgens habe er erst kennengelernt, als er 2007 von Heidelberg nach Tübingen gezogen sei. Zeit für Gespräche mit den Kunden zum Beispiel bleibt ihm am Samstag nicht. „Für mich ist heute ein ganz normaler Arbeitstag“, sagte er, „und mit jeder Minute wird es noch schwieriger, ein Schwätzchen zu halten.“

Alte Freundschaften feiern

Unter den Feierenden ist von Stress keine Spur. Eine Gruppe aus Nehren und Kiebingen feiert ausgelassen um den Brunnen vor dem Rathaus. Getränke hätten sie selbst mitgebracht, aber wenn sie sich ein Lokal aussuchen müssten, dann wäre es das Weinhaus: Dort gebe es einfach die besten Getränke, beteuern sie einstimmig. „Es ist schön, dass man Leute treffen kann, die man das ganze Jahr vielleicht nicht sehen konnte“, sagt ein älterer Mann aus der Gruppe. Ein anderer stimmt ihm zu, für ihn gehe es jedoch nicht mehr so lange. Wegen seiner Arbeit als Mesner müsse er pünktlich in seiner Kirchengemeinde zurück sein. „So genau hast du es früher aber auch nicht genommen“, bekommt er von seinen Freunden zu hören.

Nicht weit entfernt lassen sich zwei Mütter und ihre beiden Töchter aus Ammerbuch den Aperol schmecken. Vor fünf Jahren seien sie das erste Mal auf dem heiligen Morgen gewesen, wie sie erzählen. Sie sind sich einig: Alte Bekannte wiederzusehen, Schulfreunde, Kinder von Freunden, das alles sei etwas sehr schönes.

Neben dem Ranitzky umarmen sich zwei Frauen. Seit fast 30 Jahren gehen sie schon zum Heiligen Morgen, erzählen sie, dabei sei es immer wieder etwas Besonderes. Für sie habe der Tag auch etwas von Urlaub, als ob die kommenden Tage entspannter werden würden. „Wie könnt ihr bei dem Wetter aber Glühwein trinken?“, fragt eine der beiden die Gruppe um sie herum, „ist ja fast schon ’ne Sommerparty.“ „Ach das macht das Christbaumschmücken leichter, und die Kirche erträglicher“, entgegnet ihr die andere.

Obwohl – wie auch in Reutlingen – am Heiligen Morgen viel Alkohol fließt, bleibt 2022 laut Polizeiangaben alles friedlich.

Zum Artikel

Erstellt:
24.12.2022, 15:49 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 23sec
zuletzt aktualisiert: 24.12.2022, 15:49 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.

Push aufs Handy

Die wichtigsten Nachrichten direkt aufs Smartphone: Installieren Sie die Tagblatt-App für iOS oder für Android und erhalten Sie Push-Meldungen über die wichtigsten Ereignisse und interessantesten Themen aus der Region Tübingen.

Newsletter


In Ihrem Benutzerprofil können Sie Ihre abonnierten Newsletter verwalten. Dazu müssen Sie jedoch registriert und angemeldet sein. Für alle Tagblatt-Newsletter können Sie sich aber bei tagblatt.de/newsletter auch ohne Registrierung anmelden.
Das Tagblatt in den Sozialen Netzen
    
Faceboook      Instagram      Twitter      Facebook Sport
Newsletter los geht's
Nachtleben, Studium und Ausbildung, Mental Health: Was für dich dabei? Willst du über News und Interessantes für junge Menschen aus der Region auf dem Laufenden bleiben? Dann bestelle unseren Newsletter los geht's!