VfB Stuttgart

Holpernd in die Schlussphase einer strapaziösen Saison

Hannovers Ausgleich in der Nachspielzeit sorgt für kollektive Ernüchterung. Mario Gomez muss weiter auf sein erstes Heimspiel-Tor warten.

16.04.2018

Von WOLFGANG SCHEERER

Kaum ein Durchkommen für den Stürmerstar: Mario Gomez, hier von Miiko Albornoz (rechts) und Iver Fossum gestoppt, hat bereits seit drei Partien nicht mehr für den VfB Stuttgart getroffen. Foto: Marijan Murat/dpa

Kaum ein Durchkommen für den Stürmerstar: Mario Gomez, hier von Miiko Albornoz (rechts) und Iver Fossum gestoppt, hat bereits seit drei Partien nicht mehr für den VfB Stuttgart getroffen. Foto: Marijan Murat/dpa

Stuttgart. Gut, dass Korkut und Co. den Klassenerhalt schon fast hundertprozentig eingetütet haben und keiner mehr nervös werden muss. Sonst hätte das Ausgleichstor von Hannover 96 in der Nachspielzeit richtig heftig wehgetan.

Enttäuschung und Ernüchterung waren trotzdem groß, nachdem Niclas Füllkrug den Ball über den zu weit vorm Tor postierten Ron-Robert Zieler in die Maschen segeln ließ (90.+1). Holpernd kommt der VfB nach dem 1:1 (1:0) und jetzt 39 Punkten dem Wunschziel näher, mit 40 plus X die Saison abzuschließen.

„Wir haben lange geführt und nur wenig zugelassen. Umso ärgerlicher ist es, dass wir den Vorsprung nicht über die Zeit retten“, sagte Zieler und fügte hinzu: „Ich dachte, dass ich die Flanke abfangen kann. Ich mache einen Schritt nach vorn, dadurch komme ich dann nicht mehr an Niclas' Kopfball.“ Mit-Aufsteiger Hannover, Zielers Ex-Klubs, ist der Rettung mit dem wichtigen Punkt und jetzt 36 Zählern ebenfalls einen großen Schritt näher gekommen, während VfB-Sportvorstand Michael Reschke beim Blick auf sein Team augenzwinkernd meinte: „Für die Konstellation, in der wir noch absteigen, müsste man einen Mathe-Professor dransetzen.“ Dennoch sind die Rückschläge nicht zu übersehen: Der VfB hat auch im dritten Heimspiel nacheinander einen Sieg verpasst. Und Tayfun Korkut ist froh über „sehr, sehr gute vergangene Wochen, in denen die Mannschaft immer wieder alles abgerufen hat. Das dürfen wir nicht vergessen.“

Die Korkut-Bilanz: Zehn Spiele insgesamt, fünf Siege, vier Unentschieden, eine Niederlage. Das macht zusammen 19 Punkte und die Rechnung einfach: Mit 1,9 Zählern pro Partie liegt Tayfun Korkut, 44, um rund das Doppelte über dem Schnitt bei seinen vorigen Klubs Hannover, Kaiserslautern und Leverkusen.

Der Lichtblick: Flügelstürmer Erik Thommy, in der Winterpause vom FC Augsburg geholt, traf gegen Hannover aus 18 Metern spektakulär in den Winkel (53.) und erzielte das erste VfB-Saisontor aus der Distanz. Der 23-Jährige ist einer der jungen Spieler.

Der Top-Torjäger: Nach seinem Doppelpack zum 2:1-Erfolg in Freiburg wartet Mario Gomez auf einen Treffer. Seit drei Spielen. Mit bisher sechs Toren, alle auswärts erzielt, ist der Rückkehrer für den VfB besonders wertvoll, aber vor eigenem Publikum weiter ohne Erfolgserlebnis. Gegen Hannover vergab er zwei Chancen und zeigte wenig für einen Stürmer mit WM-Ambitionen.

Die Altersfrage: Gomez und Kapitän Christian Gentner werden im Sommer 33. Mit über 28 Jahren Durchschnitt lässt Korkut aktuell eins der ältesten Teams der Liga spielen. Er setzte in der kritischen Phase vor allem auf Routine. Zu Recht. Aber ein Erfolgsmodell für die Zukunft kann das nicht sein.

Die Perspektive: Der VfB geht mit Nachdruck unter Thomas Hitzlspergers Regie das Nachwuchsproblem an. Die A-Junioren, früher Serien-Meister und Reservoir für den Profibereich, sind abgeschlagen im Bundesliga-Mittelfeld. Für Korkut wird es auch deshalb nicht einfach in der nächsten Saison. Junge Spieler müssen weiter von außen geholt werden. Und die richtig guten wie Verteidiger Benjamin Pavard sind unter Umständen nur schwer zu halten.

Das Restprogramm: In zwei Heim- und Auswärtsspielen kann der VfB seine Fans, die das 1:1 in den Internetforen zum Teil sehr kritisch sahen („Bei dieser Selbstzufriedenheit und Bequemlichkeit wird mir bange vor kommender Saison“), versöhnlicher stimmen: Am Samstag kommt Bremen, nach dem Spiel in Leverkusen ist Hoffenheim Derby-Gast. Am Schluss geht's zum FC Bayern. Bis dahin sollten die 40 Punkte im Kasten sein, sonst wird's schwer.