Vorösterliche Gedanken

Hoffnung ist Handikap

Gottes Versöhnungswille hat – der Satisfaktionstheologie zufolge – etwas von der Spendierlaune, in die Konzernanwälte leicht geraten, wenn sie einem Staat milliardenschwere Kompensationen für entgangene Profite ausgepresst haben.

28.03.2018

Von Uwe Brauner

Die gelehrte Perversion des Freundschaftsangebots Gottes aus reiner Güte zu einer tödlichen Zwangsvollstreckung ist sühnetheologisch prinzipiell überwunden (Sigrid Brandt: „Opfer als Gedächtnis“) und eine klare theologische Rede wie die von Michael Seibt muss dieser Zäsur Rechnung tragen. Leider scheinen schon die als Liedgut beibehaltenen Infamien vom „zu stillenden Zorn Gottes“ für schiedlich-friedliche Vagheit zu garantieren, mit der die Pfarrerschaft auch 2018 bei dieser Frage vorösterlich herumeiern wird, dass der Hahn kräht.

Indes droht ein menschliches Gebrechen, auch viele mächtige Feinde Gottes blind für die verwandelnde Erkenntnis zu machen, dass er sich im Tod Jesu vorbehaltlos dem äußersten Schrecken aussetzte, um sie als Freunde zu gewinnen.

Diese Krankheit heißt Soziopathie und ist eine antisoziale Persönlichkeitsstörung (Frances T. Shure: „Denen es an Gewissen und Einfühlung mangelt“). Wenn soziopathische Politiker mit dem Elend, das sie anrichten, konfrontiert werden, können sie eiskalt reagieren, aber auch Mitgefühl meisterlich simulieren. Ihre nicht „wegzuliebende“ Verachtung für ihre Opfer macht die Hoffnung, Erschütterung angesichts des gekreuzigten Gottes werde sie davon abhalten, die Welt zur Hölle fahren zu lassen, zum Handikap.