Tourismus

Hoffen auf den Sommer

Die Deutschen schmieden wieder Reisepläne. Manche Urlaubsziele sind schon ausgebucht. Für Winterfans wird der Urlaub jedoch zur Zitterpartie.

23.11.2021

Von Julia King

Trotz steigender Infektionszahlen steigt in der Bevölkerung die Lust auf Urlaub. Foto: Clara Margais/dpa

Trotz steigender Infektionszahlen steigt in der Bevölkerung die Lust auf Urlaub. Foto: Clara Margais/dpa

Warum in die Ferne schweifen? Für viele Urlauber war das lange Zeit gar keine Frage. Fremde Kulturen, Traumstrände und der Reiz des Neuen lockten Jahr für Jahr in die entlegensten Ecken der Welt. Corona hat dem einen Riegel vorgeschoben. Das Allgäu und die Küstenorte haben enormen Zuspruch erfahren, sagt Michelle Schwefel vom Deutschen Ferienhausverband. Dieser Trend habe sich zunächst auch für das kommende Jahr angedeutet. Zumindest bis die Corona-Inzidenzen sprunghaft anstiegen.

Inzwischen sei wieder eine größere Verunsicherung zu spüren, die sich auch in einer Buchungszurückhaltung widerspiegle. „Besonders die Anbieter in den Bergen trifft es hart“, berichtet Schwefel. „Für sie war schon die vergangene Wintersaison ein kompletter Reinfall.“ Umso mehr hofft sie, dass die Politik das Impftempo vorantreibe, von Lockdowns jedoch absehe.

Auch Torsten Schäfer, Sprecher des Verbands der Reisewirtschaft (DRV), sieht die kommenden Monate kritisch. „Der Winter wird nochmal hart.“ Die steigenden Inzidenzen sowie Einschränkungen in Österreich, den Niederlanden sowie das Beherbergungsverbot touristischer Gäste in Sachsen zeigten Wirkung. Dennoch blickt die Branche verhalten optimistisch auf das kommende Jahr. Eine Belebung erwartet der Verband jedoch ab dem zweiten Quartal 2022. Umsätze wie vor der Pandemie frühestens 2023.

Der größte deutsche Reisekonzerns gibt sich da zuversichtlicher. „Wir sind optimistisch, dass wir nächstes Jahr zur Normalität zurückkehren können“, sagte Tui-Deutschland-Chef Stefan Baumert. Speziell für Mittelmeer-Ziele in Spanien, der Türkei oder Griechenland gelte: „All das, was wir an Vorausbuchungen sehen, ist sehr ermutigend.“ Mit Rabatten von bis zu 37 Prozent – unter bestimmten Bedingungen – will der Konzern Frühbucher belohnen. Tui geht davon aus, dass im nächsten Sommer – trotz der aktuellen Zuspitzung der Infektionslage in Deutschland – „ganz oder annähernd“ das Vorkrisenniveau aus 2019 in Sicht ist.

Derzeit sind laut Schäfer Urlaubsunterkünfte vor allem auf den Kanaren, in Ägypten oder auch in Florida gefragt. In diesen Ländern gebe es bislang keine Einschränkungen. „Die Leute buchen gerade hauptsächlich ihren Winterurlaub“, betont Schäfer. Gedanken über Reisen im Sommer 2022 machten sich die meisten noch nicht jetzt. „Vor der Pandemie haben die Kunden im Schnitt ein halbes Jahr im Voraus gebucht“, weiß der Experte. Mittlerweile buchten die Deutschen extrem kurzfristig. Meist erst zwei bis vier Wochen vor der geplanten Abreise. Daher seien die Buchungszahlen für die Sommersaison auch „noch weit weg“ von den Zahlen, die vor der Pandemie zu dieser Jahreszeit vorlagen

Manche gefragten Destinationen können dennoch bereits jetzt für die kommenden Sommermonate ausgebucht sein, sagt Schewefel vom Ferienhausverband. Manche Urlauber gingen dazu über, bei der Abreise gleich für das kommende Jahr zu reservieren. Hier helfe es nur, von den „Hotspots etwas abzurücken und im Umfeld etwas zu suchen“.

Tui erwartet ein relativ stabiles Wintergeschäft – mit Ausnahme der Skisaison, die zu einer Zitterpartie werden könne. Insgesamt seien wieder viele Urlaubsorte, die man vor einem Jahr noch aus dem Programm nehmen musste, wieder buchbar – und würden auch nachgefragt. Für viele Kreuzfahrten und Gruppenreisen führte Tui 2G ein – also eine Begrenzung auf Geimpfte und Genesene. „Ansonsten ist unsere Politik, dass wir die lokalen Regelungen in den einzelnen Ländern umsetzen.“

Tui setzt auch auf Gewöhnungseffekte unter den Kunden. Inzwischen sei die Bereitschaft zu regelmäßigem Testen oder zum Nachweis des Impfstatus kein großes Problem mehr, erklärte Baumert. Virologen und Gesundheitspolitiker weisen jedoch auf die nach wie vor bestehenden Impflücken in manchen Regionen hin.

Preiserhöhungen schließt Tui nicht aus, etwa in Griechenland oder im Autoreise-Bereich. Auch Urlaub in Ferienhäusern wird voraussichtlich teurer. Einer Verbandsumfrage zufolge wollen die Anbieter ihre Preise um 6 Prozent erhöhen. „Auch weil sie die Pandemie für Modernisierungsarbeiten genutzt haben und nun eine höhere Qualitätsstufe anbieten“, erklärt Schwefel.

Sparen am Sonntag

Wer bereits weiß, wo die nächste Flugreise hingeht, sollte mit der Buchung zumindest bis Sonntag warten. Denn dieser Wochentag ist laut Reiseportal Expedia der beste, um Flüge zu buchen. Tickets kosten dann im Schnitt gut 30 Prozent weniger als an anderen Tagen. Freitags sind die Flugpreise in der Regel höher. Sparen lässt sich auch bei der Wahl des Abreisetags. Knapp 35 Prozent weniger kosten Reisen, die an einem Freitag starten. Insgesamt liegt das Preisniveau für Flugtickets laut Airlines Reporting Corporation (ARC) mit mehr als 35 Prozent noch immer deutlich unter dem von 2019. Bei Flügen ins Ausland steigen die Preise in der Economy Class laut Expedia in der Regel 42 Tage vor Abreise, das heißt Urlauber sollten mindestens sechs Wochen vor Abflug buchen. Premium-Tickets werden bei Auslandsflügen 91 Tage vor Abflug teurer. Wer mit dem Auto oder Zug anreist, der sollte seinen Anreisetag bei Inlandsreisen auf Montag legen. Dann sind die Übernachtungspreise im Schnitt 10 Prozent günstiger. jkl

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Erstellt:
23.11.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 27sec
zuletzt aktualisiert: 23.11.2021, 06:00 Uhr

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