Forschung

Höhlenkunst aus der Eiszeit

Tübinger Archäologen entdecken mindestens 12 000 Jahre alte Tierdarstellungen in Höhlen im Osten Frankreichs.

14.11.2018

Von Angelika Bachmann

Die Gravierung eines hirschartigen Tieres (Bild) wurde in der Höhle Agneux II gefunden und nachgezeichnet. Bild: Christian Hoyer, AG Floss, UT

Die Gravierung eines hirschartigen Tieres (Bild) wurde in der Höhle Agneux II gefunden und nachgezeichnet. Bild: Christian Hoyer, AG Floss, UT

Wissenschaftler der Universität Tübingen haben im Osten Frankreichs zwei Höhlen mit prähistorischer Wandkunst entdeckt. Die Gravierungen und Malereien entstanden vor mindestens 12 000 Jahren, frühe moderne Menschen stellten hier unter anderem die Silhouette eines Pferdes und eines hirschartigen Tieres dar.

Prof. Harald Floss von der Abteilung Ältere Urgeschichte und Quartärökologie und seine Arbeitsgruppe konnten das Alter gemeinsam mit spanischen Kollegen und dank ausgeklügelter Methoden nachweisen. Dies teilt die Universität in einer Pressemitteilung mit. Die Tübinger Wissenschaftler erforschen seit mehr als zwanzig Jahren die Altsteinzeit (Paläolithikum) im Osten Frankreichs, insbesondere in der südlichen Bourgogne, eine Region, in der sich Neandertaler und moderne Menschen vermutlich begegneten.

Die neuentdeckten Höhlen liegen in der Gemeinde Rully im Départment Saône-et-Loire. „Weil die Dichte paläolithischer Fundstellen hier besonders hoch ist, vermuteten die Forscher schon eine Weile eine Bilderhöhle (franz. grotte ornée) in der Region“, so Floss. Erstmals in 150 Jahren Urgeschichtsforschung in dieser Region sei nun der Nachweis gelungen, dass die frühen modernen Menschen sich in den dortigen Höhlen zu Eiszeitkunst inspirieren ließen. In den „Grottes d’Agneux“ hinterließen sie mit Steinwerkzeugen und in Form von Malerei Darstellungen von Tieren, darunter ein Pferd und sogenannte Cerviden, hirschartige Tiere.

Gemeinsam mit dem Archäologen Juan Ruiz von der Universität Cuenca in Spanien, einem Spezialisten für prähistorische Wandkunst, analysierte das Team die Felswände mit modernen Messtechniken. Weil die Darstellungen durch jüngere Graffiti aus dem 16. bis 19. Jahrhundert überdeckt waren, benutzte es zudem spezielle bildbearbeitende Computerprogramme, um die ursprünglichen Werke unter den Schichten zu rekonstruieren. Außerdem wurden Einzelfotos im Computer photogrammetrisch zusammengesetzt, um einen „plastischen“ Eindruck zu erhalten.

Mit der Radiokohlenstoffmethode konnte das Team Holzkohlen aus der Höhle und damit auch die Entstehung der Bilder auf das Jungpaläolithikum vor mindestens 12 000 Jahren datieren. Die Bedeutung der Höhlenkunst wurde im Sommer 2018 offiziell von den zuständigen französischen Behörden begutachtet, weitere Forschungen sind geplant. ST

Die Gravierung eines hirschartigen Tieres wurde in der Höhle Agneux II gefunden und nachgezeichnet (Bild). Bild: Christian Hoyer, AG Floss, UT

Die Gravierung eines hirschartigen Tieres wurde in der Höhle Agneux II gefunden und nachgezeichnet (Bild). Bild: Christian Hoyer, AG Floss, UT

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Erstellt:
14.11.2018, 18:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 59sec
zuletzt aktualisiert: 14.11.2018, 18:00 Uhr

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