Fußball

Hitlergrüße und Affenlaute

Hässliche Szenen begleiten das EM-Qualifikationsspiel der Engländer in Sofia. Gastgeber Bulgarien muss mit drastischen Strafen rechnen, Verbandspräsident Michailow tritt zurück.

16.10.2019

Von dpa/sid

Keinen Respekt: Bulgarische Fans zeigen ein Shirt mit der Aufschrift „No respect“, gestikulieren abfällig und äußern sich auf rassistische Weise während des Spiels gegen England.  Foto: Nick Potts/PA Wire/dpa

Keinen Respekt: Bulgarische Fans zeigen ein Shirt mit der Aufschrift „No respect“, gestikulieren abfällig und äußern sich auf rassistische Weise während des Spiels gegen England. Foto: Nick Potts/PA Wire/dpa

Der Rassismusskandal beim EM-Qualifikationsspiel der englischen Fußball-Nationalmannschaft in Bulgarien hat für Entsetzen gesorgt und wird zu drastischen Strafen führen. Es gab unter anderem Affenlaute und Hitlergrüße auf der Tribüne. Die Europäische Fußball-Union Uefa eröffnete nun ein Disziplinarverfahren gegen die Bulgaren. In erster Linie wird den Bulgaren rassistisches Verhalten (Gesänge, Hitlergruß) vorgeworfen, der Einsatz von Wurfgeschossen und das Stören der englischen Nationalhymne.

Unterdessen ist der Präsident des bulgarischen Fußball-Verbandes, Boris Michailow, unter dem großen öffentlichen Druck zurückgetreten. Wie der Verband BFU bekannt, gab, resultierte die Entscheidung „aus den Spannungen der letzten Tage, die sich nachteilig auf den bulgarischen Fußball und die bulgarische Fußballunion auswirken“. Stunden zuvor hatte der bulgarische Premierminister Bojko Borissow den sofortigen Rücktritt Michailows gefordert.

Beim 6:0 der Engländer in Sofia war das Spiel am Montagabend in der ersten Halbzeit zweimal unterbrochen worden, weil die schon zuvor unter Uefa-Beobachtung stehenden bulgarischen Fans erneut für rassistische Entgleisungen gesorgt hatten.

Entsetzt reagierten britische Medien auf die skandalösen Vorkommnisse. „Eine Umgebung wie diese, eine giftige Mischung aus schändlichen und beschämenden Beschimpfungen und Gesängen, ist nicht das, woran man sich bei einem Fußballspiel erinnern sollte“, schrieb „The Sun“ und „Daily Mirror“ kommentierte: „Alle werden sich an eine Nacht erinnern, die eine Schande für den Fußball war.“

Auch die britische Regierung verurteilte die Vorfälle. Man fordere von der Uefa eine schnelle Untersuchung und harte Strafen, sagte ein Sprecher des Premierministers. „Der Rassismus, den wir gestern Abend gesehen und gehört haben, war abscheulich und hat weder im Fußball noch irgendwo anders einen Platz.“ Greg Clarke, der Vorsitzende des englischen Verbandes FA, sprach von einer „der schrecklichsten Nächte, die ich je im Fußball gesehen habe.“

Nach der Partie, in der Raheem Sterling und Tyrone Mings ständig mit Affenlauten von der Tribüne diskreditiert wurden, räumte die Zeitung „Duma“ ein: „In Europa verurteilten sie uns als Rassisten“. Indes verharmlosten Bulgariens Coach Krassimir Balakow und Keeper Plamen Iljew das Geschehen. Sie hätten nichts gehört.

„Ich muss auch sagen, es gab nicht nur das Benehmen der bulgarischen Fans, sondern auch der englischen Fans, die während der bulgarischen Nationalhymne gepfiffen und gegrölt haben“, sagte Balakow, einst Profi beim VfB Stuttgart. Iljew lobte laut „Guardian“ gar das Verhalten der Heimfans. „Sie haben sich gut benommen und die Engländer haben ein wenig überreagiert“, sagte Iljew.

Der zweifache Torschütze Sterling stichelte hinterher gegen Balakow, zumal der schon vor der Partie gesagt hatte, England habe ein größeres Rassismusproblem als Bulgarien. „Mmmmh ... da bin ich mir nicht so sicher, Chef“, schrieb Sterling bei Twitter.

Nach Uefa-Regularien droht den Bulgaren als Wiederholungstäter ein „Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit und eine Geldstrafe in Höhe von 50?000 Euro“. Jedes weitere Vergehen kann im schlimmsten Fall zum Ausschluss aus dem Wettbewerb führen. Weitaus zielführender wäre aber ein energischer Selbstreinigungsprozess innerhalb des bulgarischen Verbands, den Präsident Michailow mit seinem Rücktritt initiierte.

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Erstellt:
16.10.2019, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 30sec
zuletzt aktualisiert: 16.10.2019, 06:00 Uhr

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