Münsingen

Hirsch verletzt 64-Jährigen lebensgefährlich – und wird erlegt

Noch völlig unklar sind die Hintergründe zu dem Unglück, das sich am Montag gegen 17 Uhr auf dem ehemaligen Münsinger Truppenübungsplatz ereignete. Um einen 64-Jährigen retten zu können, musste ein Hirsch erlegt werden, der den Mann mutmaßlich verletzt hatte.

19.10.2021

Von itz

Erst im Mai kam Hirsch Ludwig (rechts) nach Münsingen – ein stattliches Geweih wuchs in der Zwischenzeit. Am Montag erschossen Polizisten den Hirsch. Bild: Joachim Lenk

Erst im Mai kam Hirsch Ludwig (rechts) nach Münsingen – ein stattliches Geweih wuchs in der Zwischenzeit. Am Montag erschossen Polizisten den Hirsch. Bild: Joachim Lenk

Wie die Polizei berichtet, hatten Arbeiter aus dem dortigen Wildgehege im Areal des Biosphärengebiets Hilferufe vernommen. Nach ihrem Eintreffen vernahmen auch die Beamten die Rufe.

In das Gehege kamen sie jedoch nicht: Ein brünftiger Hirsch trat so aggressiv auf, dass er die Polizisten durch den meterhohen Zaun angreifen wollte. Weil sein Geweih mit frischen Blutspuren verschmiert war, mussten die Beamten laut der Mitteilung von einer lebensgefährlichen Situation für den Mann ausgehen. Sie erschossen den Hirsch, um in das Gehege gehen zu können. Das Tier habe rund 300 Kilogramm gewogen, sagte ein Polizeisprecher auf Nachfrage.

Nachdem das Tier erlegt war, begann die „aufwändige Suche“ nach dem Mann. Er war nach Angaben des Sprechers zwar ansprechbar, wurde aber durch das Tier lebensgefährlich verletzt und von einem Rettungshubschrauber in eine Spezialklinik geflogen. Bei der Bergung in dem Waldstück half auch die Feuerwehr mit.

Fraglich ist, wie der 64-Jährige überhaupt in das umzäunte Gelände kam. „Jäger ist er nicht“, sagte der Polizeisprecher. „Und als Wanderer kommt man da nicht unabsichtlich rein.“ Am Areal weisen auch Schilder („Betreten verboten! Lebensgefahr!“) auf die Gefahr hin. Was der Mann dort zu suchen hatte, wollen die Beamten nun ermitteln. Einen vergleichbaren Fall, so der Polizeisprecher, habe es in der Region jedenfalls in jüngerer Vergangenheit nicht gegeben.

Albgut-Chef Tress: „Es ist mir ein Rätsel“

Im Mai eröffnete das neue Wildgehege im Münsinger Albgut. Hauptattraktion neben fünf Hirschkühen: Hirsch Ludwig, der von der damaligen CDU-Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch auf diesen Namen getauft wurde. Er war es, der am Montag der Rettungsaktion für einen von ihm schwerverletzten 64-Jährigen zum Opfer fiel. Albgut-Geschäftsführer Franz Tress sprach dem TAGBLATT gegenüber von einer „ganz tragischen Sache“. Er selbst war nicht vor Ort, wurde aber umgehend informiert. Das Gehege sei „mit dicken Vorhängeschlössern verschlossen und gesichert“. Wie der Mann hineingekommen sei? „Es ist mir ein Rätsel“, sagte Tress.