Professionelle Sicherheit

Hirrlinger Zwillingsbrüder Pfeiffer sind sehr erfolgreich mit ihren Schnittschutzprodukten

Die Hirrlinger Firma Pfeiffer Sicherheitssysteme PSS floriert dank innovativer Schnittschutzprodukte. Dieses Jahr wird sich der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr wohl vervierfachen.

08.08.2016

Von Andreas Straub

Pfeiffer Sicherheitssysteme Hirrlingen. Mit dem Anhänger im Hintergrund fahren die Stephan (links) und Johannes Pfeiffer zu rund 15 Messen im Jahr und präsentieren ihre Produkte. Um sie herum stapelt sich Lagerware. Bild: Straub

Pfeiffer Sicherheitssysteme Hirrlingen. Mit dem Anhänger im Hintergrund fahren die Stephan (links) und Johannes Pfeiffer zu rund 15 Messen im Jahr und präsentieren ihre Produkte. Um sie herum stapelt sich Lagerware. Bild: Straub

Hirrlingen. Es fing an mit einem Laptop, zwei Jungs, ein paar Ideen und dem Wagemut, sichere Anstellungen zu verlassen und die eigene Firma zu gründen. Was nach Berlin klingt, gibt es auch in Hirrlingen. Im Jahr 2012 wagten Johannes und Stephan Pfeiffer einen großen Schritt: Sie gründeten ihr eigenes Unternehmen. „Wir wollten es wissen“, sagen die beiden 32-jährigen Zwillinge, gebürtige Hirrlinger. Sie begannen mit Sicherheitssystemen.

Stephan, gelernter Schreinermeister, hatte festgestellt, dass sich kaum ein Bauherr mit Schließanlagen auskennt. Er besprach sich mit seinem Bruder Johannes, der damals noch bei einem Textilunternehmen angestellt war. Die beiden beschlossen, ein Objektbüro zu gründen, in dem sie Bauherren beraten. Firmensitz war zunächst Rottenburg. Neben zahlreichen Privatleuten und Firmen kamen rasch Kommunen (beispielsweise die Stadt Rottenburg) als Kunden hinzu. Angesichts steigender Einbruchszahlen sind viele Leute verunsichert: Reicht ein klassischer Schlüssel noch aus? Wäre ein PIN-Codeoder ein Fingerprint-System besser? Wie massiv muss die Schließanlage sein?

Die beiden bildeten sich fort. Stephan übernahm bisweilen schon mal den Einbau, Johannes Pfeiffer kümmerte sich ums Geschäftliche. Der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann hat sich zum staatlichen anerkannten Betriebswirt weitergebildet und lange in Köln gearbeitet.

Aus dem gemeinsamen Hobby der Zwillinge, der Waldarbeit, erwuchs ein Jahr nach der Firmengründung das zweite Geschäftsfeld: Sicherheitsbekleidung. „Wir haben festgestellt, dass die Preise für Schnittschutzhosen immer weiter nach oben gingen und die Hosen viel zu schwer sind“, berichtet Johannes Pfeiffer. Die Hirrlinger beschlossen, zusammen mit einer Designerin selbst etwas zu entwerfen. Vorbild war die Sportbranche. Sie wählten Stoffe aus und beauftragten Nähereien.

Nach etlichen Versuchen klappte es. Die erste Hose hielt den strengen Vorschriften der Sicherheitszertifizierer stand. „Das war für uns ein großer Moment“, so Pfeiffer. Seither kommt Modell um Modell hinzu. „Die Funktionsshirts kommen auch bei uns aus Fernost“, gibt er zu. Bei allen anderen Produkten setze er auf Europa. Einige Spezialstoffe kommen aus Tübingen oder von der Schwäbischen Alb. Die Auftragsnähereien seien in Portugal, Ungarn und Slowenien.

Was macht diese Hosen besonders? Die Pfeiffers haben das Belüftungssystem, das sich sonst oft an den Knien befindet, nach oben versetzt und vergrößert. „Die warme Luft steigt nach oben wie bei einem Kamin“, erklärt Johannes Pfeiffer. Zudem haben sie die Schnittschutzeinlagen, in anderen Modellen oft sechs bis neun Lagen, auf fünf reduziert. „Teilweise stoppt die Motorsägenkette bei unseren Hosen trotzdem zehn Millisekunden schneller“, erklärt Pfeiffer.

Die Hosen sind zertifiziert nach der Europanorm EN 381 und wurden an verschiedenen Prüfständen getestet. Damit sei die Hose genauso sicher, aber leichter als andere. Zudem entwickle sich weniger Hitze. „Unser leichtestes Modell verkaufen wir viel nach Australien“, sagt Pfeiffer. Sie wiegt 900 Gramm – ähnliche Modelle von Konkurrenten bringen es auf 1700 Gramm.

Eine weitere Erfindung ist die erste zu 100 Prozent recycelbare Hose, die ausschließlich Schnittschutzlagen aus deutscher Produktion enthält. „Mittlerweile machen die Schnittschutztextilien 70 Prozent unseres Umsatzes aus“, erzählt Pfeiffer. Geliefert wird weltweit. Nach Anfängen mit dem eigenen Onlineshop nehmen zunehmend Händler die Ware ins Sortiment. „Mit den Sicherheitssystemen für Gebäude sind wir auf einen Umkreis von 150 Kilometern beschränkt.“

Zu den Kunden der Textilsparte zählen das Forstamt Villingen-Schwenningen, die Stadt Hechingen, das Regierungspräsidium Tübingen und auch die Straßenmeisterei Rottenburg. Mittlerweile haben die Brüder ihren Vater und zwei Teilzeitkräfte in Hirrlingen angestellt. Die Büroräume und das angrenzende Lager haben sie neu gebaut. Am 1. Januar 2015 sind sie eingezogen. „Wir werden den Umsatz in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr voraussichtlich um 300 Prozent steigern“, ist Pfeiffer optimistisch. „Das Ende ist noch lange nicht in Sicht. Wir Kleinen greifen aus dem Hinterhalt an.“