Öl-, Gas- und Strompreise
Energie: Hilfen für Haushalte gefordert
Die Preise für Gas, Öl und Strom sind stark gestiegen. Der Deutsche Städtetag verlangt deshalb vom Bund eine spürbare Entlastung von Verbrauchern – zumindest bei den Stromkosten.
Der Deutsche Städtetag hat die Bundesregierung aufgefordert, dem starken Anstieg der Energiepreise entgegenzuwirken. „Die hohen Energiepreise belasten private Haushalte und die Kommunen mit ihren öffentlichen Gebäuden“, sagte die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des Verbandes, Verena Göppert, dieser Zeitung. Vor allem die Gaspreise waren zuletzt davongaloppiert. Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Wie hoch sind die Gaspreise gestiegen? Dramatische Steigerungsraten gibt es im Gas-Großhandel. Nach Angaben des Vergleichsportals Check24 lag der Börsenpreis zuletzt bei rund 45 Euro pro Megawattstunde. Das ist eine Steigerung gegenüber dem Preis von vor einem Jahr um 451 Prozent. Allerdings: Die Preissprünge an den Börsen schlagen auf die Preise für Endverbraucher nicht unmittelbar durch, da die großen Gasversorger langfristig einkaufen. Manche Anbieter setzen ihre Preise jedoch inzwischen deutlich herauf, die Stadtwerke Memmingen (Bayern) beispielsweise um 68 Prozent.
Womit hängt der Preisanstieg zusammen? Zum Teil haben sich Unternehmen im kurzfristigen Handel an der Gas-Börse schlicht verzockt. Doch die Preise steigen nicht nur am sogenannten Spotmarkt, sondern auch längerfristig. Das hat verschiedene Gründe: So ist der weltweite Energiebedarf in der Phase der Erholung von der Corona-Pandemie stark nach oben gegangen. Außerdem war der vergangene Winter vielerorts relativ hart, sodass an die Gas-Reserven gegangen werden musste.
Welche Rolle spielt Russland? Kritiker monieren, dass der russische Gasproduzent Gazprom seine Lieferverträge mit Deutschland zwar erfüllt, aber insgesamt mehr tun könnte, um der gegenwärtigen Gas-Knappheit entgegenzuwirken. Manche vermuten, dass Moskau so Druck aufbauen wolle, damit die Gas-Pipeline Nord Stream 2 endlich in Betrieb geht. Russlands Vize-Regierungschef Alexander Nowak weist jedoch darauf hin, dass sein Land großes Interesse an einem stabilen Gas-Markt habe. Hintergrund ist die Befürchtung, dass hohe Gas-Preise in der EU die Neigung befördern könnte, sich von fossilen Rohstoffen schneller abzuwenden als geplant – was zu Lasten russischer Einnahmen ginge.
Bleiben die Preise hoch? Nach Einschätzung des Chefs des Verbraucherzentrale Bundesverbands, Klaus Müller, drohen Gaskunden in diesem Winter sogar „Gaspreise des Grauens“. EU-Energiekommissarin Kadri Simson geht zwar davon aus, dass die Gaspreise im Winter hoch bleiben. „Ab dem Frühling kommenden Jahres werden sie aber nach und nach fallen“, prognostiziert sie. Kann der Staat die Preise deckeln? Frankreich tut das. Der dort zuletzt ebenfalls stark gestiegene Gaspreis wird laut Premierminister Jean Castex bis zum Ende der Heizperiode eingefroren. Möglich ist das, weil es in Frankreich mit dem Unternehmen Engie einen Quasi-Monopolisten gibt, der sich zudem zu einem Viertel in Staatsbesitz befindet. In Deutschland ist die Situation eine völlig andere: Hier existiert eine Vielzahl unterschiedlicher Gasversorger, darunter viele Stadtwerke.
Steigen die denn Energiepreise insgesamt? Ja, das tun sie. Laut Check24 sind die Heizkosten im Jahresvergleich um 33 Prozent gestiegen, was neben den gestiegenen Gas- auch mit den höheren Ölpreisen zu tun hat. Für Strom zahlen Verbraucher gegenüber dem Vorjahr rund vier Prozent mehr.
Wie kann der Staat den Anstieg der Energiekosten für Verbraucher dämpfen? „Der Bund sollte die Betroffenen dort unterstützen, wo er Gestaltungsmacht hat – beim Strompreis“, fordert Verena Göppert vom Deutschen Städtetag. „Zum Beispiel könnte er die Umlage für Erneuerbare Energien senken oder abschaffen.“ Derzeit bezahlen Verbraucher 6,5 Cent pro Kilowattstunde. Eine vierköpfige Familie könnte bei einem Wegfall der Umlage also rund 325 Euro pro Jahr sparen.
Wird die Inflationsrate wegen des Energiepreis-Anstiegs noch weiter nach oben gehen? Davon gehen Ökonomen aus. Denn hohe Energiepreise führen zu einer allgemeinen Verteuerung von Waren, da Hersteller ihre Energiekosten in der Regel an die Kunden weitergeben. Allgemein wird erwartet, dass die Inflationsrate bereits im November von derzeit 4,1 Prozent auf fünf Prozent steigen könnte.