Bundesliga-Relegation

Herz gegen Hirn

Trainer Felix Magath trifft mit Hertha BSC ausgerechnet auf den Hamburger SV, mit dem er einst als Spieler, Manager und Coach Erfolge feierte.

17.05.2022

Von dpa

Auch mit seinen 68 Jahren oft noch Anpeitscher am Spielfeldrand: Felix Magath. Foto: Andreas Gora/dpa

Auch mit seinen 68 Jahren oft noch Anpeitscher am Spielfeldrand: Felix Magath. Foto: Andreas Gora/dpa

Er prägte den Hamburger SV, und der Hamburger SV prägte ihn. Für Felix Magath ist das Relegations-Duell als Trainer von Hertha BSC mit seinem Herzensklub nicht einfach. Ausgerechnet er könnte die Zweitklassigkeit des HSV verlängern. Magath gegen seine alte Liebe – das Aufeinandertreffen ist nicht neu. Doch so bedeutsam wie diesmal war es noch nie. „Wenn es der HSV wird, dann wird es für mich ein schwieriges Spiel“, sagte der 68-Jährige nach dem 1:2 der Berliner zum Erstliga-Abschluss bei Borussia Dortmund.

Einen Tag später wurde seine schon vor Wochen in Berlin mehrfach vorgetragene Ahnung zur Tatsache: Mit dem 3:2 bei Hansa Rostock rettete sich der HSV auf Rang drei in der zweiten Liga und darf gegen den Bundesliga-16. Hertha um den letzten Startplatz spielen. Dass bei den Berlinern an der Seitenlinie nun der Vertreter der glorreichen Zeiten des HSV von Mitte der 70er- bis zur Mitte der 80er-Jahre steht, ist nicht nur für Fußball-Nostalgiker Ironie der Geschichte. Magath ist nicht gerade bekannt, tiefe Gefühle nach außen zu tragen.

Am Donnerstag wird’s ernst

Auch in Berlin war er in den vergangenen zwei Monaten nüchterner Analytiker der sportlich schwierigen Lage. Als alle in der Hauptstadt endlich an die direkte Rettung glaubten, sprach Magath ständig von der unausweichlichen Relegation. Bei seinem HSV ist das mit den Emotionen etwas anderes. Für ihn persönlich sind die Spiele am Donnerstag (20.30 Uhr) in Berlin und am Montag (20.30 Uhr/jeweils Sky und Sat.1) in Hamburg zwei Mal das Duell Herz gegen Hirn – wobei er sich diesmal dem Hirn verpflichtet sehen muss.

„Der HSV, das steht doch vollkommen außer Frage, ist der größte Abschnitt meines Fußballer-Lebens“, sagte er dem „Kicker“. Aber das spiele für diese beiden Begegnungen überhaupt keine Rolle. „Es geht nach wie vor nicht um mich oder meine Vergangenheit mit dem HSV. Es geht einzig und allein um Hertha BSC – um den Klassenerhalt.“

Dass Magath den HSV liebend gern wieder in der Bundesliga sehen würde, hat er stets betont. Dass der Europameister von 1980 die Rückkehr nach vier Jahren Zweitklassigkeit verhindern kann, wird ihn möglicherweise schmerzen. Zu sehr ist der Verein Teil seines Lebens. „Er hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass der HSV sein Verein ist“, sagte sein einstiger Teamkollege Bernd Wehmeyer. „Felix ist aber Profi durch und durch. Der wird alles daransetzen, Hertha in der Bundesliga zu führen“, fügte der 69 Jahre alte heutige Vizepräsident des HSV e.V. hinzu. Magath war in Hamburg Spieler, Manager und Trainer. Als Mittelfeldstratege führte er die Elf zum Europapokal der Landesmeister 1983 und erlangte mit dem Siegtreffer beim 1:0 im Finale gegen Juventus Turin Heldenstatus. Zudem gewann er den Europapokal der Pokalsieger 1977 und holte drei deutsche Meister-Titel (1979, 1982, 1983). An den ersten nationalen Titel erinnerte er neulich mit ausführlichen Schilderungen in einer Hertha-Pressekonferenz.

Gleich im Anschluss seiner Karriere wurde Magath von 1986 bis 1988 Manager und feierte mit dem Team 1987 den DFB-Pokalsieg – im Berliner Olympiastadion. Von Herbst 1995 bis zum Mai 1997 war er dann auch noch Trainer der Hamburger, rettete den Verein zunächst vor dem Abstieg und führte ihn bis ins Achtelfinale des Uefa-Pokals. dpa

306

Bundesligaspiele hat Felix Magath für den HSV zwischen 1976 und 1986 bestritten und 46 Tore erzielt. In der Nationalmannschaft brachte er es auf 43 Einsätze und drei Treffer.

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Erstellt:
17.05.2022, 06:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 17.05.2022, 06:00 Uhr

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