Fußball

Didi Hamann: „Hoffe, die Uefa kommt zur Vernunft“

Sky-Experte traut den Bayern nicht zu, die Königsklasse zu gewinnen. Absage an dritten Wettbewerb.

18.09.2018

Von THOMAS GOTTHARDT

Dietmar Hamann, Ex-Nationalspieler und England-Freund, kennt sich gut aus in der Champions League. Foto: Eibner-Pressefoto

Dietmar Hamann, Ex-Nationalspieler und England-Freund, kennt sich gut aus in der Champions League. Foto: Eibner-Pressefoto

Dietmar Hamann analysiert seit 2014 beim Pay-TV-Sender Sky unter anderem die Fußball-Champions-League. Im Interview mit der SÜDWEST PRESSE äußert sich der ehemalige Nationalspieler (59 Einsätze) über die Chancen der vier deutschen Klubs in der Königsklasse, die heute startet.

Herr Hamann, freuen Sie sich richtig auf die Champions League oder schieben Sie noch Frust nach der Weltmeisterschaft?

Dietmar „Didi“ Hamann: Nein, der WM-Frust war schnell verflogen. Die Deutschen sind zurecht so früh raus – es ist wie es ist. Aber auf die Champions League freue ich mich immer. Diesmal sind es vielleicht zehn Mannschaften, denen ich zutraue, den Titel zu gewinnen. Es ist offener denn je.

Welche Teams zählen Sie zu den Favoriten?

Hamann: Man muss alle vier englischen Teams dazu zählen, die drei Klubs aus Spanien, dann hast du die Bayern, Turin und Paris Saint-Germain und vielleicht noch ein, zwei Außenseiter. Ich gehe nicht davon aus, dass Real Madrid wieder gewinnt. Wir werden nach drei Jahren einen neuen Titelträger bekommen.

Kommen wir zum Bundesliga-Quartett. Glauben Sie, dass die vier Teams insgesamt besser abschneiden als zuletzt, vor allem auch, um den vierten Startplatz in der Königsklasse zu sichern?

Ich glaube schon, dass wir uns besser verkaufen werden als die vergangenen Jahre, wir müssen auch. Es war zuletzt enttäuschend. Die Leipziger waren das erste Mal dabei und haben sich noch ganz ordentlich verkauft. Die Dortmunder haben sich dagegen weit unter Wert verkauft. Das kann man schon als blamabel bezeichnen, was die geboten haben. Dieses Jahr haben wir andere Mannschaften dabei. Der BVB hat sich verstärkt, die Hoffenheimer leisten Wahnsinnsarbeit unter Trainer Nagelsmann. Deshalb bin ich guter Dinge, dass wir mindestens zwei, vielleicht sogar noch mehr im Achtelfinale sehen.

Konkret zu den vier Bundesligisten und was Sie denen zutrauen.

Die Schalker leben von ihrer Defensive, auch wenn sie nicht gut in die Saison gestartet sind. Aber die Art und Weise, wie in der Champions League Fußball gespielt wird, liegt den Schalkern. Deshalb kommen die auch ins Achtelfinale. Bei den Hoffenheimern muss man schauen. Sie haben jetzt schon etliche Verletzte in der Innenverteidigung. Für sie wird es schwer, aber die TSG ist auch immer für etwas Außergewöhnliches gut. Das hat das Team zuletzt gezeigt. Und dann noch die Dortmunder, von denen ich erwarte, dass sie weiterkommen. Heißt: Mindestens drei Bundesligisten kommen weiter, vier wäre wunderbar.

Der Vollständigkeit halber auch ein Satz zum nicht chancenlosen FC Bayern München.

Die haben eine relativ einfache Gruppe, kommen auch bestimmt weiter, aber ich glaube nicht, dass die Bayern mit Nico Kovac im ersten Jahr als Trainer die Champions League gewinnen, auch wenn sie einen Kader haben, mit dem sie grundsätzlich eine Chance hätten.

Es gibt mittlerweile in der Champions League zwei Anstoßzeiten, 18.55 und 21 Uhr. Das war der Wunsch der übertragenden Sender. Finden Sie das richtig?

Ob das gut ist oder nicht, ist ja nicht das Thema. Wollen wir die besten Spieler sehen in der Champions League oder nicht? Es ist die Möglichkeit, mehr Spiele komplett anzuschauen. Und das kann man. Sky zeigt an jedem Sendetag zu jeder Anstoßzeit eine Konferenz – und dazu die meisten deutschen Einzelspiele. Das ist positiv.

Was halten sie von den Plänen, neben der Champions League und der Europa League einen dritten Klubwettbewerb auf europäischer Ebene einzuführen?

Ob wir diese neue Liga brauchen, weiß ich nicht. Jetzt haben wir neu die Nations League für Nationalteams. Die Gefahr ist, dass irgendwann der Fan sagt, das ist mir zu viel. Und wenn die Fans nicht mehr ins Stadion gehen, dann haben wir ein großes Problem. Davon sind wir nicht mehr weit entfernt. Ich hoffe, die Uefa kommt zur Vernunft. Wir müssen aufpassen, dass wir uns das tolle Produkt Fußball nicht mit Übersättigung kaputt machen. Thomas Gotthardt

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Erstellt:
18.09.2018, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 59sec
zuletzt aktualisiert: 18.09.2018, 06:00 Uhr

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