Verkehr

Hermann: „Es braucht mehr Spielraum“

Beim Schutz vor zu viel Motorradlärm wünscht sich der Minister eine flexiblere Straßenverkehrsordnung.

30.11.2020

Von DAVID NAU

Lautes Knattern: Motorräder machen teils viel Lärm. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Lautes Knattern: Motorräder machen teils viel Lärm. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Stuttgart. Gleich zu Beginn will Winfried Hermann etwas klarstellen. „Wir wollen das Motorradfahren nicht verbieten“, sagt der grüne Verkehrsminister bei einer Podiumsdiskussion zum Umgang mit Motorradlärm. „Motorradfahren ist schön und macht Spaß“, sagt er. Für Menschen, die an einer beliebten Biker-Strecke wohnen, sei der Lärm, der mit den Motorrädern komme, aber eine Plage. „Für diese Menschen ist das keine Freiheit, sondern Belästigung“, sagt Hermann.

Das Thema ist im Südwesten seit Jahren in der Diskussion. Immer wieder beschweren sich Anwohner auf der Schwäbischen Alb oder im Schwarzwald über Lärmbelästigung in den Sommermonaten. Betroffen ist auch die Gemeinde Sasbachwalden (Ortenaukreis). Deswegen hat Bürgermeisterin Sonja Schuchter gemeinsam mit anderen betroffenen Gemeinden und dem Land eine Initiative gegründet, um den Lärm zu reduzieren. „Für uns ist Motorradlärm ein großes Problem“, sagt Schuchter. Nach Sasbachwalden kämen viele Touristen, die Ruhe und Erholung suchten.

Land hat wenig Möglichkeiten

„Auf Landesebene haben wir rechtlich wenig Möglichkeiten“, erklärt Thomas Marwein, Lärmschutzbeauftragter der Landesregierung. Immissionsschutz sei Bundes- oder EU-Angelegenheit. Selbst Tempolimits seien nur schwer umzusetzen.

Als einen großen Hemmschuh sieht Minister Hermann die Straßenverkehrsordnung (StVO). „Wir brauchen mehr Möglichkeiten, um auch mal etwas auszuprobieren“, sagt Hermann. Die StVO sei vor allem am flüssigen Verkehr orientiert, den man nicht stören dürfe und biete wenig Spielräume „Das sind Ideen der 60er und 70er“, sagt Hermann. Er sei gegen allgemeine Streckensperrungen für Motorradfahrer. Aber: „Bei stark befahrenen Durchfahrtsstraßen müssen zeitweise Sperrungen möglich sein“, sagt Hermann. Das müssten die Kommunen vor Ort entscheiden.

Auch für diese ist das keine leichte Entscheidung, denn: „Genussbiker sind bei uns herzlich willkommen“, sagt Bürgermeisterin Schuchter. „Aber es ärgert uns, wenn jemand mehr Lautstärke macht als nötig.“ David Nau