Seestern in Seebronn: Familie mit Profi-Strukturen

Helga Hoffmann und Sabine Häuser über die Entwicklung der Elterninitiative zum Unternehmen

Helga Hoffmann ist sozusagen ein „Frau der ersten Stunde“: Vor 20 Jahren begann die 47-Jährige als Erzieherin beim Verein Seestern. „Meine jüngere Tochter war gerade drei“, erzählt die Horberin, die auf der Liebfrauenhöhe eine Ausbildung zur Erzieherin machte.

14.02.2017

Von Ulrich Eisele

Sabine Häuser und Helga Hoffmann vom Verein Seestern Bild: Eisele

Sabine Häuser und Helga Hoffmann vom Verein Seestern Bild: Eisele

Die Stelle bei der damals an nur zwei Vormittagen in der Woche geöffneten Kleinkind-Spielgruppe war für den Wiedereinstieg nach der Babypause „ideal“, wie sie sagt: „Der Arbeitsumfang nahm gerade in dem Umfang zu, in dem mir die Erziehung der eigenen Kinder mehr Freiraum ließ.“ Erst arbeitete sie an zwei, dann an drei Vormittagen pro Woche. Heute ist sie Leiterin der Kinderkrippe.

Helga Hoffmann wuchs hinein und baute die professionelle Struktur mit auf, die aus der Elterninitiative ein „kleines Unternehmen“ machte, wie es in einer Broschüre zum 20-jährigen Bestehen hieß. Ähnlich wie Sabine Häuser, die ihre zweite Tochter 1998 zu den „Seesternen“ in die Betreuung gab und den Verein seit 2004 als Kassierin sowie seit 2009 als Geschäftsführerin unterstützt.

Dessen Tätigkeit erstreckt sich mittlerweile auf drei Sparten: eine Kinderkrippe, die Kernzeit- und die Ferienbetreuung. Als mit Bau eines zweiten, städtischen Kindergartens in Seebronn ab 1997 genügend Kindergartenplätze für über Dreijährige vorhanden waren, verlegte sich der Verein auf die Kleinkindbetreuung. Heute, nach drei Umzügen, werden in einer Drei-Zimmer-Wohnung in der Freudenstädter Straße bis zu zehn Kleinkinder an vier Wochentagen von 7.30 bis 16.30 Uhr sowie an Freitagen bis 13.30 Uhr betreut.

„Von 2006 bis 2012 haben wir die Zeiten kontinuierlich erweitert, nach dem Bedarf der Eltern“, erzählt Sabine Häuser. „Das fiel uns leichter als städtischen oder kirchlichen Einrichtungen, weil wir als Verein flexibel sind und die Betriebserlaubnis haben. Wir sind mit den Kindern sozusagen mitgewachsen. Anfangs waren es Freiräume, die wir schaffen wollten, nun bieten wir Eltern die Möglichkeit, zu arbeiten.“

Dabei gehen die Angebote des Vereins weit über das übliche Maß hinaus. Da es für berufstätige Eltern vor allem in den Sommerferien immer wieder zu Engpässen kam, organisierte der Verein im Jahr 2000 das erste Seestern-Camp, eine Ferienbetreuung für Jungen und Mädchen vom Kindergarten- bis zum Grundschulalter. Jetzt, 16 Jahre später, ist das Camp aus dem Seebronner Veranstaltungskalender nicht mehr wegzudenken. Ungefähr 40 Kinder im Alter zwischen drei und elf Jahren werden dort zwei bis drei Wochen lang von einem zirka zehnköpfigen Team täglich von 9 bis 16 Uhr betreut. Mittlerweile gibt es auch eine Ferienbetreuung in den Oster- und den Pfingstferien, seit 2015 sogar in den Herbstferien. Ziel des Vereins ist, eine durchgehende Tagesbetreuung in allen Ferien anbieten zu können.

Neu hinzu kam vom Schuljahr 2010/11 an die Schulkindbetreuung an der Grundschule. Mit den ergänzenden Angeboten des Vereins für Kinder bis drei Jahre, Vorschulkinder und Kinder bis zum Ende der Grundschulzeit gibt es nun eine fast lückenloses Betreuung für Kinder bis elf Jahre.

Möglich wurde dieses immer breitere Angebot, weil sich der Verein in den vergangenen zwanzig Jahren immer mehr professionalisierte. 2006 wurde eine zweite Erzieherin für die Kinderkrippe eingestellt, damit entfielen die bis dahin ergänzenden Elterndienste. 2010 kam eine dritte hinzu; inzwischen umfasst das Team ein Netz von Aushilfskräften und bildet selbst Erzieher/innen aus. Vom Land und von der Stadt bekommt der Verein die üblichen Zuschüsse für Kinderkrippen in freier Trägerschaft, und die immer umfangreichere Geschäftsführung besorgt heute Sabine Häuser als hauptamtliche Geschäftsführerin.

Ein bisschen etwas von der alten „Seestern-Kultur“ lebt weiter, meint Helga Hoffmann. Viel Zeit nehmen sich die Erzieherinnen beispielsweise für die Eingewöhnung der Kleinkinder, dokumentieren akribisch ihre Entwicklung und führen regelmäßig Gespräche mit den Eltern. Offen ist der Verein auch für die Aufnahme von Flüchtlingskindern und Kindern mit Handicaps – sowohl in der Kleinkind- und Schulkinderbetreuung wie auch in den Feriencamps.

Ganz wichtig sind der Erzieherin geregelte „Bring- und Abhol-Zeiten“, Rituale wie der Morgenkreis mit Frosch „Quakie“ oder Regeln wie, dass alle Kinder gemeinsam beim Morgenkreis sitzen bleiben. Sie sei immer wieder erstaunt, sagt sie, „wie Kinder Regeln und Rituale genießen und sich in diesem Rahmen wohlfühlen“.

„Das Vereinsgefüge ist wie eine große Familie“, sagt Sabine Häuser. Werde Hilfe gebraucht, sei immer jemand zur Stelle. Mittlerweile würden sogar schon die Krippen-Kinder aus Anfangszeiten als Teamer und Praktikanten helfen.

Beide 47 Jahre alt, beide (fast) 20 Jahre dabei

Helga Hoffmann, 47, seit 1997 als Erzieherin beim Verein Seestern, seit 2006 Leiterin der Kleinkindgruppe. Hoffmann hat eine Ausbildung als Erzieherin auf der Ergenzinger Liebfrauenhöhe gemacht und von 1988 bis 1991 in einem Regelkindergarten in Stuttgart gearbeitet. Danach pausierte sie, um ihre eigenen zwei Kinder zu erziehen.

Sabine Häuser, 47, ist seit 1998 beim Verein Seestern – erst als Mutter eines Kleinkindes, dann als Elternvertreterin. Sabine Häuser hat das Seebronner Ferien-Camp mit aufgebaut und ist seit 2004 als Kassierin im Vorstand des Vereins. Seit 2009 arbeitet Sabine Häuser auch als Geschäftsführerin des Vereins.