Heart of a Dog

Heart of a Dog

In dem dokumentarischen Essay reflektiert die Musikerin und Performance-Künstlerin Laurie Anderson über das Leben und den Tod.

27.01.2016

Von Dorothee Hermann

Es beginnt wie eine Einladung in einen Traum, dessen einfache Szenen, auf rötliches Papier gezeichnet, scheinbar von der suggestiven Frauenstimme in Bewegung versetzt werden. Der traumleichte Filmessay der Performancekünstlerin Laurie Anderson ist eine Reise in die Erinnerung an geliebte Tote: an Lou Reed, ihren Mann, an ihre Mutter und an ihren Foxterrier Lolabelle.

Der kleine Hund scheint dafür einzustehen, was den Menschen verloren gegangen ist. Kaum eine Woche in New York, kennt das Tier das ganze Viertel und bringt abgeklärte Metropolenbewohner dazu, plötzlich wieder mit interessierter Zuneigung zu reagieren.

Der Hund führt vor, wie es sich anfühlt, neugierig zu sein und Neues auszuprobieren. Oder wie es ist, alt und schwach zu werden und sich ohne viel Aufhebens mit einer Trübung der Augen zu arrangieren.

Zwischen dieses anrührende Bekenntnis zur kreatürlichen Hinfälligkeit blendet die Filmemacherin die permanente Bewegung der Transport-Infrastrukturen für Menschen und Datenmengen. Sie philosophiert über eine Politik zwischen Terror und Überwachungsfuror, dessen riesige Datenspeicher sie an die lastende Monumentalität der Pyramiden erinnern.

Altbewährte und neue Techniken der Bilderproduktion - Video, zerknittertes Zelluloid, knallige Farbaufnahmen aus dem Mittleren Westen ihrer Kindheit, animierte Zeichnungen, verwischtes schwarz-weißes Archivmaterial, digitale Formen - verschmelzen zu einem faszinierenden Konzeptfilm, für den Anderson auch noch den Jazz-Rock-Score geschrieben hat. In einer Zeit, in der die Bilder einander rasend schnell überlagern, hat sie ein faszinierendes visuelles Unikat geschaffen.

Autobiografisches Filmgedicht über Liebe und Verlust, Terror und Überwachung.