Corona

Hausärzte wollen mehr Stoff

Seit einer Woche wird auch in den Praxen geimpft. Das läuft gut, sagen Ärzte und das Land. Man brauche aber dringend mehr Impfdosen, fordert der Hausärzteverband.

14.04.2021

Von DAVID NAU

Pforzheim: Die Ärztin Nicola Buhlinger-Göpfarth impft in ihrer Praxis eine Patientin gegen das Coronavirus. Noch gibt es aber nur begrenzt Impfstoff. Foto: Christoph Schmidt

Pforzheim: Die Ärztin Nicola Buhlinger-Göpfarth impft in ihrer Praxis eine Patientin gegen das Coronavirus. Noch gibt es aber nur begrenzt Impfstoff. Foto: Christoph Schmidt

Biberach/Ulm. Frank-Dieter Braun kann sich vor Anfragen kaum mehr retten. Seit die Hausarztpraxen in Baden-Württemberg ebenfalls Impfungen gegen das Coronavirus anbieten, steht das Telefon von Dr. Braun kaum mehr still. 20 Anrufe und nochmal mindestens 30 E-Mails erreichen den Hausarzt und seinen Kollegen in Biberach jeden Tag. „Es rufen auch wildfremde Menschen an: Jeder will möglichst rasch eine Dosis bekommen“, sagt Braun. Das große Problem: Er kann so gut wie niemandem ein Impfangebot unterbreiten. Nur 21 Dosen bekam er in der vergangenen Woche – „viel zu wenig“, sagt der Mediziner, der auch zweiter Vorsitzender des Hausärzteverbands Baden-Württemberg ist.

Praxen sind keine Resterampe

Er fordert von der Politik deswegen deutlich mehr Impfdosen: „Es kann nicht sein, dass die Hausarztpraxen die Resterampe der Impfzentren sind.“ Die Politik müsse die Impfung verstärkt in die Praxen verlagern. „Wir sind näher am Patienten und wir sind schneller als die Impfzentren“, sagt Braun. Er plädiert dafür, die Zentralen Impfzentren weiter zu betreiben, die Kreisimpfzentren aber herunterzufahren und deren Impfdosen den Hausärzten zur Verfügung zu stellen.

Mittelfristig gehörten die Impfungen komplett in die Arztpraxen, findet auch das Sozialministerium. Wenn aber im Mai und Juni tatsächlich deutlich mehr Impfstoff im Land ankomme, „brauchen wir beide Angebote, um den Impfstoff schnell an die Impfwilligen zu bekommen“, sagt ein Sprecher von Minister Manfred Lucha (Grüne). Man dürfe Hausarztpraxen und Impfzentren nicht gegeneinander ausspielen.

Unterstützung bekommen die Hausärzte vom Sozialverband VdK. „Wir hoffen, dass die Hausärzte bald mehr Impfstoff bekommen“, sagt eine Sprecherin. Die niedergelassenen Ärzte hätten gute Kontakte zu wirklich vulnerablen Gruppen. Einen großen Vorteil sieht der VdK auch in den Hausbesuchen, die Hausärzte anbieten. Damit könne man Impfberechtigte erreichen, die nicht mobil genug seien, um in die Impfzentren zu kommen, aber nicht im Heimen lebten

Hausarzt Frank-Dieter Braun ist sauer, dass er in der kommenden Woche weniger Dosen des Impfstoffs von Biontech und dafür mehr Impfstoff des Herstellers Astrazeneca bekommen soll. „Wir müssen dann den verunsicherten Menschen vorwiegend Astrazeneca impfen. Damit wird das politische Impfchaos in die Hausarztpraxen verlagert, was für uns unzumutbar ist.“

Im Sozialministerium will man das so nicht stehen lassen. Der Hausärzteverband trage mit solchen Äußerungen „zur Verunsicherung bei“, sagt der Sprecher des Ministeriums. Hausärzte hätten „beste Voraussetzungen, um im Gespräch mit ihren Patientinnen und Patienten auf Unsicherheiten einzugehen“.

Insgesamt seien die Impfungen bei den Hausärzten, die am Dienstag nach Ostern landesweit starteten, sehr gut angelaufen, teilt das Ministerium mit. Bis Montag wurden in den Arztpraxen im Südwesten bereits mehr als 126?000 Impfungen verabreicht, einer Umfrage der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg zufolge könnten die Arztpraxen bei ausreichend verfügbarem Impfstoff sogar bis zu rund 70?000 Impfungen am Tag durchführen.

Die Impfungen selbst liefen „wie geschnitten Brot“, sagt auch Hausarzt Frank-Dieter Braun aus Biberach. Die Patienten, die er wegen eines Impftermins kontaktiere, seien begeistert und glücklich. Außerdem gehe die Impfung in der Arztpraxis deutlich schneller als im Impfzentrum. Zudem gewännen die Arztpraxen aus einer Ampulle sieben Impfdosen, die meisten Impfzentren nur sechs.

Auch anfängliche Befürchtungen, dass der Umgang mit dem tiefgefrorenen Vakzin Schwierigkeiten bereiten könnte, hätten sich nicht bewahrheitet. Die Praxen erhielten den Impfstoff in bereits aufgetauter Form. Bei Kühlschranktemperatur sei der Stoff dann fünf Tage haltbar.

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Erstellt:
14.04.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 41sec
zuletzt aktualisiert: 14.04.2021, 06:00 Uhr

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