Leichtathletik: Drei deutsche Medaillen-Chancen gleich zum Auftakt

Harting läuft heiß

Christina Schwanitz mit der Kugel, Robert Harting mit dem Diskus: Gleich zum Leichtathletik-Auftakt sind Medaillen drin. Das gilt auch im Siebenkampf.

12.08.2016

Von WOLFGANG SCHEERER

Ehrenrunde nach dem Olympiasieg 2012 in London: Diskus-Riese Robert Harting nahm die höchsten Hürden. Foto: dpa

Ehrenrunde nach dem Olympiasieg 2012 in London: Diskus-Riese Robert Harting nahm die höchsten Hürden. Foto: dpa

Rio de Janeiro. Robert Harting beim Hürdenlauf, um die nackten Schultern die Deutschland-Fahne. Jetzt sind die Bilder des Diskus-Hünen auf der Ehrenrunde nach dem Olympiasieg 2012 in London wieder sehr präsent. Es ist (und war) vielleicht der größte Moment in der Karriere des jetzt 31-jährigen Berliners. Oder haut er morgen (15.50 Uhr MESZ/ZDF) tatsächlich noch einmal richtig einen raus?

Heiß gemacht hat sich Harting jedenfalls, fast so wie ein Schwergewichtsboxer vor dem Fight. Er hat mit großen Sprüchen in der Staatsdoping-Affäre um die Russen und die IOC-Entscheidung, sie nicht komplett auszuschließen, für Aufsehen gesorgt und das in Rio noch einmal wiederholt: Er schäme sich für Präsident Thomas Bach! Konsequenzen gab's deshalb keine. Harting ist Harting und nicht irgendwer. Die deutsche Leichtathletik braucht ihn. Er soll am zweiten Tag im Maracanãstadion die zweite Medaille holen, auch sein jüngerer Bruder Christoph zählt zu den möglichen Kandidaten. Die erste Medaille könnte es schon in der Nacht zum Samstag deutscher Zeit geben: Dann steht Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) im Ring. Die Kugelstoß-Weltmeisterin von Peking 2015 war zwar mit starken Schulterproblemen in die Saison gestartet, blieb aber zuletzt konstant über der 20-Meter-Marke. Zehnte war die ehemalige Athletin der Sportvereinigung Neckarsulm (2002 bis 2009) vor vier Jahren in London. Nun zählt die 30-Jährige mit der zweimaligen Olympiasiegerin Valerie Adams auch Neuseeland und der Chinesin Ljiao Gong zu den Gold-Favoritinnen. Ihre Olympia-Premiere feiert Lena Urbaniak von der LG Filstal. Die 23 Jahre alte deutsche Vizemeisterin sagt: „Ich bin stolz, dass ich hier in Rio dabei bin.“ Für die 18-Meter-Stoßerin aus Böhmenkirch bei Geislingen geht es heute zunächst darum, über die Qualifikation das Finale der besten Zwölf zu erreichen.

Im Siebenkampf werden die Britin Jessica Ennis-Hill und Brianne Theisen Eaton aus Kanada, Ehefrau des US-Weltrekordlers Ashton Eaton, Gold und Silber mutmaßlich unter sich ausmachen. Zumindest um Bronze kann es heute und morgen für die 24-jährige Hessin Carolin Schäfer gehen. Mit ihrer neuen Bestleistung von 6557 Punkten ist sie in der Weltklasse angekommen.

Dass genau dort Robert Harting nach überstandenem Kreuzbandriss wieder richtig gefährlich ist, hat er eindrucksvoll bei der deutschen Meisterschaft in Kassel demonstriert, als er sich im letzten Versuch mit 68,04 Metern nach Rio katapultierte. Damit ist er aktuell Nummer drei der Diskus-Welt hinter dem Polen Pjotr Malachowski (68,15) und seinem eigenen Bruder Christoph (68,06). Es wird also rein familiär ebenfalls richtig spannend.

Für Nervenkitzel sorgt auch der letzte olympische 100-Meter-Auftritt Usain Bolts in der Nacht zum Montag. Erst kurz vor den Spielen lieferte er den von den Jamaikanern geforderten Fitnessnachweis. Schließlich soll er zum Abschluss seiner Karriere nicht gerade gegen Ex-Doper Justin Gatlin (USA) verlieren. Die Eröffnungsfeier schwänzte der Weltrekordler, weil er „zu faul“ war. Nun muss er schnell in die Gänge kommen. Wer so viel gewonnen hat, hat auch viel zu verlieren.

Ein 89-köpfiges deutsches Team ist am Start, zwölf Athleten mehr als 2012, als mit acht Medaillen der Aufwärtstrend nach dem Debakel von 2008 (lediglich Speerwurf-Bronze durch Christina Obergföll aus Offenburg) begann. Der soll sich nun fortsetzen. Am besten gleich mit zwei starken Auftritten im Ring.

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Erstellt:
12.08.2016, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 39sec
zuletzt aktualisiert: 12.08.2016, 06:00 Uhr

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