Harsche Kritik an Zwillingen beim „Volkslauf“

War das alles nur eine PR-Aktion? Die Marathon-Zwillinge Lisa und Anna Hahner machten nicht nur sportlich keine gute Figur in Rio. Es gab heftige Reaktionen.

16.08.2016

Von HANS ALBERS

Anna (links) und Lisa Hahner: Es hagelte Kritik. Foto: dpa

Anna (links) und Lisa Hahner: Es hagelte Kritik. Foto: dpa

Rio de Janeiro. In ungewöhnlicher Schärfe hat der Deutsche Leichtathletik-Verband den Marathon-Auftritt der Hand ins Hand über die Ziellinie gelaufenen Zwillinge Lisa und Anna Hahner bei den Rio-Spielen kritisiert. „Einen olympischen Lorbeer haben sich die Hahner-Zwillinge mit ihrem Auftritt und ihren Leistungen nicht verdient“, schimpfte DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen. „Hand in Hand geht man spazieren, aber nicht über eine olympische Marathon-Distanz.“

Die Hahner-Geschwister hatten ihr Rennen mit mehr als 21 Minuten Rückstand auf die Siegerin und mehr als 15 Minuten über ihren Bestleistungen auf Platz 81 und 82 beendet. „Es wirkte so, als absolvierten sie einen Volkslauf und nicht die olympische Entscheidung“, wetterte Kurschilgen. Die Hahner-Zwillinge wollten sich dazu nicht äußern.

Kurschilgen äußerte sein Unverständnis über die Nonchalance der beiden Athletinnen. Wenn Platzierung und Zeit bei einem olympischen Wettbewerb in den Hintergrund treten, wie es beide unmittelbar nach dem Zieleinlauf formuliert hatten, „dann ist das respektlos und ein Schlag ins Gesicht gegenüber allen anderen Athleten der deutschen Olympiamannschaft“. Bei Olympia dürfe „die PR-Strategie nicht über den Interessen“ einer deutschen Nationalmannschaft stehen, kritisierte Kurschilgen. Die „Hahner-Twins“ hatte zwei Tage zuvor bei einem PR-Termin ihres Ausrüsters in Interviews sowie mit Foto-Shootings und Filmaufnahmen für sich geworben.

Bei den Olympischen Spielen würden die Besten der Besten aus allen Ländern und Kontinenten antreten und ihre Sieger ermitteln. „Damit grenzt sich ein olympisches Finale, ein olympischer Marathon von Fun-oder Fitnessbewegungen, Volks- oder Hobbyläufen ab“, argumentierte Kurschilgen. „Das ist die Ästhetik des Leistungssports, der sich die Athleten stellen sollten.“